Ich habe viele glückliche Tage in Traumwelten verbracht. Als Kind streifte ich durch die Wälder von Narnia und die Paläste von Tausendundeiner Nacht, als Erwachsene reiste ich durch Wurmlöcher und Rollenspiel-Wüsten. Doch erst jetzt bin ich dabei, meine eigene Traumwelt von Grund auf zu bauen, die Kulisse für meinen ersten Fantasy-Roman. In meinen ersten paar Monaten auf Møn wuchs diese Welt wie von selbst, in meinem Kopf, auf Landkarten und im Laptop … also wurde es Zeit für eine gute Vermeidungsstrategie.
Denn welcher Autor will schon innerhalb von ein-zwei Jahren sein Buch fertigstellen? Vielleicht sogar reich und berühmt werden? Klar, das will man nicht. Also macht man statt Schreiben alles mögliche andere. Abwaschen, aufräumen … naja, ein wenig kreativer darf es werden. Zum Beispiel:

Der Fantasy-Zen-Garten/Sandkasten für Erwachsene
Man nehme eine Fläche, an der man angenehm stundenlang spielen kann, z. B. seinen Schreibtisch oder eine Kommode – ich habe mir eine aus einem IKEA-Küchenelement gebaut, 80 cm tief und dann noch mit Abstand zur Wand aufgestellt.
Auf diese Fläche setze man einen Behälter. Für die kleine Schreibtischlösung (in Griffweite von der Tastatur) täte es ein Schuhkarton. Ich gönne meiner Spielwiese eine Sperrholzplatte, 140 x 112 cm groß, mit einer ca. zehn Zentimeter hohen Leiste drumherum. Man lege diesen Behälter mit einer schalldämmenden Unterlage aus.
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Viel Geschraubsel, gute Schubladen: Meine Traumwelt sitzt auf dem Kleiderschrank
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Künstler, Koch und Alleskönner: mein Vermieter Uffe Hofman Andersen, hier als Handwerker
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Malerisch wie der Meeresboden: Umzugsvlies zur Schalldämmung
Dann fülle man diesen Behälter mit Baumaterial! Ich empfehle …
- Aquarienkies – nicht ganz billig, aber angenehm, um auch mit bloßenHänden darin zu wühlen, außerdem sauber und farblich sortiert zu haben. Wer eine Wohnung ohne Kinder, Teppiche oder Ritzen hat, kann auch Sand nehmen.
- schöne größere Steine und knorrige Holzstücke (wer reinen Zen will, höre hier auf zu lesen)
- farbige Steine, Murmeln, Muscheln, Mosaikplättchen
- Häuser für Wichtel und Feenvolk
- weitere Bauwerke nach Lust und Laune
- Spiegel und Glasscheiben, die schöne Wassereffekte ergeben
- Mensch- und Tierfiguren (da muss ich noch auf die Suche gehen … vielleicht ein Heer Gummidinosaurier?)
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Stillleben mit Seerose
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Gebrauchsanleitung für Gäste – hier darf jeder buddeln und bauen
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Silberschiff auf Spiegelsee
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Pflastersteine als Wichtelwohnungen von der Kopenhagener Künstlerin Lisbeth Glygaard
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Gänsetürmchen von der dänisch-österreichischen Keramikkünstlerin Heidi Bruun Pedersen
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stimmungsvoller Hintergrund: Detail des Gemäldes „Arctic Hymn II“ von Vivi Schlechter
Dann heißt es: Schaffe, schaffe, Weltle baue!
Wie bitte? Ich wollte doch nur spielen – und jetzt habe ich schon wieder eine Traumwelt geschaffen. Wenn ich nicht aufpasse, entstehen darin bald zwei Kreidefelsen, ein paar Leuchttürme … und Ungeheuer besiedeln die Tiefe. Und schon gibt es Stoff zum Schreiben.
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Der Rollenspiel-Wüste entkommen und schon wieder in Abenteuer verstrickt …
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Nun wachsen die Träume schon aus Nachttischlampen.
Wie würde eure Traumwelt aussehen?
Wer es ausprobieren will – kommt mich doch auf Møn besuchen. Im Juni, Juli und August kann man mein Zimmer sogar mieten und den ganzen Tag im Kies wühlen. Und zwar in der Pension Bakkegaard Gæstgiveri Møns Klint. Weitere Fotos von meiner Traumwelt gibt es hier, und in den nächsten Monaten schreibe ich noch etwas mehr über meine Gedanken bei der Ausgestaltung. Denn da ist Raum für viele Vermeidungsstrategien!
Update: Knapp ein Jahr später haben meine Gäste und ich viel in meinem „Zengarten“ gespielt. Hier ein Rückblick: Kleine Welten auf der Wohnzimmerkommode
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