22 Winter-Visionen

Es ist heiß hier in Dänemark. Der Mai war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und der Juni geht genauso weiter. Wir schwitzen bei um die 30 Grad, seit Wochen hat es kaum geregnet. Ich wollte heute eigentlich Unkraut jäten, auf unserer südlichen Terrasse, doch in der Sonne halte ich es nicht aus. Es wird wohl auch von selbst verdorren.

Zur Erfrischung für mich – und für alle anderen im Nordteil Mitteleuropas, die es langsam zu heiß finden – poste ich ganz antizyklisch ein paar Winterbilder. Denn noch vor zehn Wochen war Dänemark von Schnee bedeckt, Ostersonntag habe ich erstmal zwei Stunden den Innenhof freigeschaufelt. Damals wuchsen uns die Verwehungen über den Kopf, jetzt finde ich die weiße Pracht wunderschön 🙂

Liebe Grüße von der Insel und ein gutes Wochenende euch allen, Carmen Wedeland

P. S. Hier habe ich auch andere Jahreszeiten abgelichtet:
Nur schnell ein paar Fotos
Die Schönheit des Augenblicks
Noch mehr Momentaufnahmen aus Møn
Hundert bunte Inselbilder
99 Naturaufnahmen
75 Frühsommerfotos
93 Dänemark-Bilder

Meervideos aus Møn

Wind, Wellen und Wasser, so weit das Auge reicht.
Sanfte Sonnenuntergänge. Brausende Brandung.
Der Vollmond über dem schwarzen Meer.

Nach einem langen Arbeitstag mag ich nichts mehr lesen. Erst recht nicht etwas schreiben. Aber ich habe es in den letzten Monaten doch immer wieder ans Wasser geschafft. Und habe immer wieder das Meer gefilmt.

Vielleicht mögt ihr euch auch durch ein paar Wellen-Videos klicken. Die meisten sind von der Insel Møn, eines von der Nachbarinsel Seeland. Zwei sind von 2016, da waren die Kreidefelsen so spannend am Abbröckeln. Und das letzte ist senkrecht, weil ich gerade keinen Nerv habe, die Undreh-Funktion zu finden. Passt auf, dass euch das Wasser nicht aus dem Bildschirm läuft 😉

Liebe Grüße aus Dänemark!
Carmen Wedeland

 

 

Pausenbild

Eigentlich hatte ich dieser Tage so viel vor.
Schreiben. Was schaffen. Weichen stellen.
Ich glaube, ich lasse es alles bleiben.
Nur noch schauen. Staunen. Und Schnee schaufeln 🙂

(Aussicht auf die Ostsee von der Pension Bakkegaard Gæstgiveri Møns Klint auf der Insel Møn, 27. und 28. Februar 2018. Starker Ostwind, jede Menge Schnee und noch mehr Schneeverwehungen!)

P. S. Wer mehr Schneebilder sehen will – bitteschön:
22 Winter-Visionen

93 Dänemark-Bilder

… damit schließe ich ein weiteres schönes Jahr in meiner Wahlheimat ab. Neben meiner Lieblingsinsel Møn gibt es wieder Aufnahmen von der Nachbarinsel Seeland/Sjælland, insbesondere Lejre und Kopenhagen, und von einer Stippvisite auf dem Festland in Kolding.

Vorweihnachtliche Grüße und alles Gute für 2018!

P. S. Inzwischen habe ich wirklich viele Fotosammlungen veröffentlicht:
Nur schnell ein paar Fotos
Die Schönheit des Augenblicks
Noch mehr Momentaufnahmen aus Møn
Hundert bunte Inselbilder
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22 Winter-Visionen

Aus Scherben etwas Schönes bauen

Ein Mädchen sitzt auf einem Haufen Glasstücke. Die Scherben schneiden in ihre Haut. Sie weiß nicht, warum sie hier ist. Sie weiß nicht, was das für Scherben sind. Sie ist halb taub, denn gerade hat es geknallt. Sie sieht nach oben. Der Himmel tobt. Das Gewölbe, das sie schützte, ist weg. Stümpfe von Säulen ragen in die Nacht.

Wer ist dieses Mädchen? Was ist passiert? Wird sie sich retten können?

Diese Frage hat mich beschäftigt, seit ihr Bild im Frühjahr 2013 in meinem Inneren auftauchte. Ich kannte das Mädchen nicht. Aber ihr Leiden ließ mir keine Ruhe. Ihre Welt war zusammengebrochen. Die Scherben taten mir weh. Ich spürte das Ende einer aufwühlenden Geschichte. Oder war es vielleicht ein Anfang?

Es ließ mir keine Ruhe. Seit meiner Jugend hatte ich Geschichten schreiben wollen. Doch nie war mir etwas eingefallen, das mich lange genug faszinierte. Das Scherbenmädchen faszinierte mich, monatelang. Ich spürte in mich und fand weitere Bilder. Szenen, die ich nicht verstand und die scheinbar nicht zusammenhingen. Doch ich wusste, ich musste mich ihnen stellen. Ich schrieb sie auf, ich ordnete sie und versuchte sie zu verbinden. Eine Insel entstand, Fossilien, Figuren, sie bauten leuchtende Gebilde aus Glas und hüteten dunkle Geheimnisse. Der Schauplatz eines Romans, der Ausgangspunkt einer Handlung.

Im August 2013 suchte ich den Ort, wo diese Handlung stattfinden könnte. Ich kam auf die Insel Møn, angezogen von den Kreidefelsen und ihren Fossilien. Ich fand den perfekten Ort zum Schreiben. Seitdem wohne ich hier.

Die Natur draußen half mir, meinen Schauplatz weiter auszubauen. Drinnen im Haus untersuchte ich Glas. Lampen und Spiegel, Splitter und runde Stücke, die das Meer weichgeschliffen hatte. Ich las viel über Glas. Es kann trüb sein oder klar, es kann Einblicke ermöglichen und Wahrheit verzerren. Es ist hart und doch nicht fest, man kann aus Glasplatten Häuser bauen oder mit Mosaikteilchen Schmuckstücke gestalten. Ich schrieb Gedichte über Glas als Metapher für das menschliche Dasein.

Inzwischen wusste ich: Das Mädchen war ich selbst. Und der Scherbenhaufen war mein Leben.

Im Oktober 2012, heute vor fünf Jahren, starb mein Vater. Er war von einer Leiter gefallen. Das Firmament, unter dem ich gelebt hatte, brach zusammen. Drei Monate später starb meine Mutter, und wohin ich mich in meinem Leben drehte, ich griff in schmerzende Scherben. Nach und nach hob ich sie hoch, betrachtete die Bruchstücke meines Lebens und fragte mich, ob ich je wieder aufstehen und weitermachen konnte.

Doch dann kamen die Bilder: das Scherbenmädchen und weitere Szenen. Sie wollten in Worte gefasst werden. Ich reiste nach Møn, um zu schreiben. Die Kreidefelsen erinnerten mich daran, dass es Größeres gibt als unser kleines Leben. Die Leuchttürme und der Sternenhimmel malten eine Landkarte für meinen Roman. Und dann fand ich eine Künstlerin, die mir erklärte, wie sie mit Glas arbeitet.

Mette Folmer füllt Glasplatten mit Fischgräten, Metallen und Kreidekrümeln oder verbindet fließendes Glas mit Stein und Draht. Ihre Werkstatt auf dem Tranemarkegård liegt im Osten der Insel Møn.

„Glas hat seine eigene Seele“, sagte sie. „Man muss demütig an die Arbeit herangehen, offen bleiben für Veränderungen, nichts erzwingen wollen. Wenn ich mich beeilen will, schneide ich mich oder das Glas zerbricht. Aber wenn ich mich darauf einlasse, entstehen die schönsten Dinge. Ich freue mich jedes Mal darauf, den Ofen zu öffnen. Jede Luftblase ist ein Geschenk. Manchmal denke ich auch, dass etwas komplett danebengegangen ist. Aber dann kommt ein anderer und findet genau dieses Stück am schönsten.“

In ihrer Werkstatt durfte ich selbst ein Bild aus Glasstückchen machen. Auf einer farblosen Platte sollte ich Scherben anordnen, nach dem Brennen konnte ich mein Bild mit nach Hause nehmen. Ich hatte großen Respekt vor den vielen scharfkantigen Stücken. Zuerst sortierte ich nur Farben und Formen, fand keinen richtigen Plan. Dann entdeckte ich eine Engelfigur. Sie setzte ich an die Spitze meines Bildes, auf sie hin richteten sich alle Teile von selber aus. Allmählich entstand eine Landschaft, die Kreidefelsen von Møn mit zwei Krebsen im Wasser. Zum Schluss verschwand der Engel und machte einer Sonne Platz. Er hatte geholfen, meine Welt zu ordnen, nun wurde er nicht mehr gebraucht.

Das Glasbild liegt noch heute in meiner Schreibwerkstatt, direkt unter den Wandtafeln mit meiner Romanskizze. Mehrere Male habe ich den Plot schon umgebaut, Figuren erschaffen und wieder gestrichen, die Teile hin- und hergeschoben. Allzuviele Ideen haben die Sicht auf das Ganze getrübt. Nun will ich mein Schreiben wieder mehr auf den Ursprung ausrichten. Das Mädchen mit den Scherben, ihre Geschichte und die Frage: Wie kann man aus Scherben etwas Schönes bauen?

Ab nächster Woche schreibe ich den Roman neu. Dann ist National Novel Writing Month. Ich habe ein Ziel und ich freue mich darauf.

Ich möchte, dass der Scherbenhaufen nicht ein Ende, sondern ein Anfang ist.

Liebe Grüße von der Insel, Carmen Wedeland

Weine nicht um Glas, das zerbrochen,
– spricht Weltabor, der Weise.
Wer weint, sieht nicht klar.
Wirf die Scherben ins Meer!
Das weiche Wasser wird sie dir schleifen,
und jedes spitze, schneidende Stück
formt es zu rundem, rieselndem Sand.
Schmeichelnd umfließt er deine Hand,
und schmilzt du ihn ein, erhältst du zurück
das Glas, das zerbrochen war.

(Bruchstück aus einer frühen Romanversion)

Elf gute Gründe, auf eine Insel zu ziehen

Als ich meinen Freunden 2013 verkündete, ich würde alles hinter mir lassen und auf eine Insel ziehen, sagten erstaunlich viele: „Das will ich auch!“
Träumst du genauso vom Inselleben?
Darum solltest du gleich losziehen:

1. Weil der Blick auf Wellen so beruhigt

Eine Stunde am Meer, und alle Sorgen sind fortgespült. Ich atme mit den Wellen, mir wird bewusst, dass wir nur ein kleiner Teil des Kosmos sind. Mich tröstet dieser Gedanke jedes Mal. Ein Bild vom Meer bewirkt das nicht: Man muss es sehen und spüren, hören und schmecken, am besten noch durchs Wasser laufen, schwimmen und tauchen. Das ist Meditation mit allen Sinnen, für Seele, Körper und Geist.

2. Weil es Strände ohne Ende gibt

Eine Insel ist von Strand umgeben. Steinstrand, Sandstrand, Steilküste, Schilf. Egal wonach einem ist, es ist immer in Reichweite. Im Norden blendet auch im Sommer die Sonne nicht. Im Westen schießt man perfekte Sonnenuntergangsfotos. Im Osten können sich Frühaufsteher schon morgens sonnen.  Letztes Jahr habe ich 16 Strände besucht, diesen Sommer sieben weitere Strände, ganz einfach auf dem Weg zur Arbeit, und es gibt noch so viel zu entdecken. Fortgeschrittene Strandbesucher wissen, wo man am besten badet, wo man am schönsten wandert, wo es essbaren Tang gibt und wo im Winter der Bernstein antreibt.

3. Weil Brücken so erhebend sind

Eine Insel mit Brücken ist das Beste! Ich kenne kein tolleres Gefühl, als hoch auf den Farø-Brücken zu fahren, hinter mir die Insel Falster, vor mir die Insel Seeland, unter mir Farø, rechts liegt Bogø und dahinter Møn. Die Welt steht einem offen, man braucht nur zu wählen! Das blaue Meer wogt unter mir, an zwei Horizonten glänzen weitere Brücken, sie laden ein, durch die Luft zu fahren. Und wenn ich auf dem Damm von Bogø nach Møn fahre, ist es, als würde ich durchs flache Wasser gleiten, im Einklang mit dem Universum.

4. Weil eine Schifffahrt alle Sorgen wegspült

Eine Insel ohne Brücken ist auch besonders! Dann muss man mit dem Schiff dorthin. Mit großen Fähren. Mit schaukelnden Kähnen. Mit Segelbooten. Wer gerne segelt oder surft, sollte nicht im Landesinneren wohnen. Wer gerne Fotos macht, findet in den Häfen und auf See immer neue Blickwinkel. Und wer eine längere Fährfahrt macht, hat Zeit, sich die Füße zu vertreten, Zeit, das Leben an sich vorbeiziehen zu lassen und sich auf das Kommende einzustellen. Ich freue mich immer wieder darauf!

5. Weil die Luft so frisch ist und der Himmel so hoch

Die Luft riecht aufregend nach Salz, wenn man an der Nordsee ist, und einfach erfrischend an der Ostsee. Der Wind treibt die Wolken vor sich her; egal wie sehr es am Morgen regnet, am Nachmittag scheint die Sonne wieder. Und am Abend türmen sich rosa Wolken kilometerweit in den Himmel, der freie Horizont lässt das Herz aufgehen.

6. Weil selbst das Land nach See aussieht

Das nahe Meer macht etwas mit dem Land. Die Erde bildet Buchten und Watt und Kliffs. Die  Bäume werden vom Wind zurechtgeblasen. Die Möwen fliegen übers Land, die Häuser ducken sich in die Hügel, die Häfen wachsen ins Meer. Städte sind stolz auf ihre Fischertradition. Selbst große Städte wie Kopenhagen wirken durch das Meer entspannter. Die Luft ist frisch, das Meer lässt Licht zwischen die Häuser, die Brücken laden zum Flanieren ein. Und abends sitzt man gemütlich am Hafen und lässt die Beine übers Wasser baumeln.

7. Weil nur die Einheimische wissen, wie schön es im Winter ist

Natürlich kann man die maritime Stimmung auch als Tourist erleben. Man kann sogar jedes Jahr im gleichen Ferienhaus Urlaub machen und sich irgendwie wie ein Inselmensch fühlen. Und doch ist es anders, wenn die Touristensaison vorbei ist. Die Strände werden einsam. Die Wälder sind groß und leer. Das Wetter kann nochmal schön werden, warm im September und sonnig im November. Kahle Bäume geben den Blick auf die Landschaftsformen frei. Und wenn es im Winter schneit, dann glitzert die ganze Welt. Das geschieht hier in Dänemark nicht oft, meist ist die Pracht nach einem Tag verschwunden. Wer dann erst lange anreisen muss, hat das Schönste schnell verpasst. Meist haben die wenigen Inselbewohner all die Herrlichkeit für sich.

8. Weil die Menschen miteinander leben

Knapp 10.000 Menschen wohnen auf „meiner“ Insel Møn, wenn die Touristen abgereist sind. Am Ostrand, wo ich lebe, sind es im Winter gefühlte zwanzig. Und mit denen freundet man sich an, wenn man lange genug bleibt, ob im Chor, in der Nachbarschaft, bei Events. Denn alle gehen auf das gleiche Konzert, wenn denn mal eines stattfindet. Nach und nach lernt man Leute kennen, die man in der Großstadt vielleicht übersehen würde. Weil dort immer andere greifbar sind, die spannender erscheinen, die besser zu einem passen, vom Alter, vom Hintergrund, von den Hobbys her. Hier ist man auf seine Nachbarn angewiesen, probiert Neues, schließt Freundschaft über Generationen. Und viele sind aufgeschlossen und interessiert. Alleine die Tatsache, dass man auch hier wohnt, bei Regen und Sturm, gibt Bonuspunkte. Trotz aller Brücken bleibt die Vorstellung, dass man im Winter gemeinsam eingeschneit sein könnte, und dann halten Inselbewohner zusammen.

9. Weil Beschränkung auch befreit

Es ist gut, sich auf das Nahe zu konzentrieren. Das muss man auch, wenn man so abgelegen wohnt wie ich. Hinter der nächsten Biegung hört das Land auf: Im Osten und Süden kommt nach einem Kilometer das Meer. Im Norden sind vier Kilometer Wald. Nur nach Westen breitet sich die Insel aus, bis zum nächsten kleinen Supermarkt fahre ich fünf Kilometer, zur nächsten Kleinstadt ganze 17. Wenn ich abends zu Hause ankomme, ziehe ich nicht noch mal schnell los, bloß weil ich die Milch vergessen habe. Ich kann mich auch kaum spontan auf einen Kaffee verabreden. Alles geht langsamer, man beschränkt sich auf das Wesentliche, findet einen neuen Rhythmus. Will man pulsierendes Leben, ist das die Hölle. Will man in Ruhe an einem Roman arbeiten, im Garten werkeln oder wandern, ist es das Paradies 🙂

10. Weil es für jeden die richtige Insel gibt

Möchtest du weg von allem? Es muss ja nicht immer Dänemark sein. Wie wäre es mit einem kleinen Atoll vor Australien? Einer Vulkanlandschaft auf Neuseeland? Einem Waldstück in einem kanadischen See? Oder wenn das alles zu entlegen ist, gäbe es da noch ein paar Halligen oder diesen Vorort von Helsinki: die Insel Suomenlimna, wo die Schiffe ein Teil des Busnetzes sind. Ich bin zufrieden mit dem Kompromiss, den ich gefunden haben: Møn ist eine mittelgroße Insel, weg von den Hauptverkehrsstraßen und doch nur 90 Minuten von Kopenhagen entfernt.

11. Weil es ärgerlich ist, dass du Atlantis verpasst hast

 

Atlantis, die sagenhafte Hochkultur – leider seit Jahrtausenden passé. Rungholt, die reiche Stadt, in den Nordseefluten versunken. Und auch an den Kreidefelsen von Møn nagt das Meer, wie dieses Video vom letzten Herbst zeigt. Also: Finde dein Paradies, solange es noch da ist! Ob Malediven oder Mallorca, Britannien oder Borkum. Bevor der Klimawandel, die ganz normalen Unwetter, die menschlichen Konflikte alles kaputtgemacht haben.

Ich könnte sicher noch 100 gute Gründe hinzufügen, warum man sofort auf eine Insel ziehen sollte.  Falls ihr euch für Dänemark interessiert, schaut doch mal in das schöne Buch „111 Gründe, Dänemark zu lieben“, das meine Bloggerkollegin Maritta Demuth geschrieben hat. Der Reihentitel hat mich zu diesem Beitrag inspiriert.

Und falls ihr euch jetzt inspiriert fühlt, packt die Sachen und folgt eurem Traum – bevor er im Alltagsstress untergeht!

Liebe Grüße von der Insel, Carmen Wedeland

Der Sieben-Strände-Sommer

Lebensqualität pur: Letzten Sommer habe ich es geschafft, neben der Saisonarbeit 16 Strände zu besuchen. Diesen Sommer kam zur Saisonarbeit noch ein hyggeliges, aber zeitaufwändiges Buchprojekt hinzu, und so wurden es diesmal „nur“ sieben Strände. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass Dänemark mehr als 7.300 Kilometer Küste hat! Aber nun kenne ich viele schöne Strände rund um „meine“ Insel Møn, und ein paar auf der Nachbarinsel Seeland/Sjælland.

Hier die Ausflugsziele dieses Sommers im Uhrzeigersinn, beginnend auf West-Møn. Die Karte ganz am Ende zeigt, wo die Strände zu finden sind. Im September soll es hier übrigens warm und schön werden, besser als den ganzen Sommer. Zeit für noch mehr Strandbesuche!

Noch mehr Fotos gab es 2016 in diesem Beitrag:
Der 16-Strände-Sommer

75 Frühsommerfotos

… von Møn, der kleinen Nachbarinsel Nyord und der großen Schwesterinsel Seeland. Diesmal mit einem neuen Abrutsch an den Kreidefelsen und wie immer reichlich Blumen, Blättern und Meer 😉

Noch nicht genug? Hier gibt es mehr:
Nur schnell ein paar Fotos
Die Schönheit des Augenblicks
Noch mehr Momentaufnahmen aus Møn
Der 16-Strände-Sommer
Hundert bunte Inselbilder
99 Naturaufnahmen
93 Dänemark-Bilder
22 Winter-Visionen

99 Naturaufnahmen

… und ein paar Innenansichten meiner Lieblingsinsel Møn, zusammen mit ein paar Grüßen von der Nachbarinsel Seeland. Mehr sag ich nicht! Das Leben ist schön hier, auch im Herbst und Winter. Kommt uns doch mal besuchen 🙂

P. S. Ich habe diese Gegend schon öfter porträtiert:
Nur schnell ein paar Fotos
Die Schönheit des Augenblicks
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Hundert bunte Inselbilder
75 Frühsommerfotos
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22 Winter-Visionen

Mein erster Bernsteinfund auf Møn

Gestern war ein Glückstag: Ich habe meinen ersten Bernstein gefunden, seit ich auf meiner Lieblingsinsel wohne. Und gleich einen etwas größeren! Ich freue mich sehr – nachdem ich ihn heute auf Echtheit getestet habe 🙂

Bernstein - Rav - Busene Have - Møn

Wo findet man Bernstein?

Meinen fand ich am Strand im Südosten der dänischen Insel Møn, zwischen dem Parkplatz bei Busene Have und dem Leuchtturm Møns Fyr. Auf Møn gibt es nicht so viel Bernstein wie z. B. an der polnischen und russischen Ostseeküste, aber meine Bekannten haben mir immer wieder von Funden berichtet. Nur ich hatte in den drei Jahren, die ich nun hier schon wohne, noch keinen gesehen!

Nun lag er ganz offen auf den Steinen und leuchtete mich mitnahmebereit an. Soweit ich gelesen habe, ist das eher untypisch, eigentlich versteckt sich Bernstein häufiger im angeschwemmten Tang oder in Pfützen hinter höheren Steinen.

Wann findet man Bernstein?

Ohne dass ich es geplant hätte, war der Zeitpunkt wohl optimal. Jetzt, kurz vor Winteranfang, treibt Bernstein oben auf dem kalten, dichten Wasser und Stürme schwemmen ihn an Land. Ich ging vormittags um elf spazieren, da war Hochwasser, die Brandung schlug gegen den Strand, getrieben von einem starken anlandigen Wind und angezogen vom Beinah-Vollmond. Der verbleibende Strandstreifen war schmal, ich hatte ihn die meiste Zeit für mich … und ich suchte überhaupt keinen Bernstein! Also, es hat einfach gepasst 🙂

Glücksfund oder Gefahrgut?

Die Fantasyautorin in mir war natürlich gleich überzeugt, den großen Fund gemacht zu haben. Sie fabulierte etwas von urzeitlichen Insekten, die im fossilen Harz eingeschlossen sein könnten, dem Roman, den ich davon inspiriert schreiben würde, und den immensen Reichtümern,  die mir mein Fund bringen würde.

Die Journalistin, die ich allerdings auch noch bin, verlangte nach genauer Prüfung. Kein Mammutembryo zwinkerte mir aus dem Inneren zu. Das transparente Stück konnte einfach Plastik sein. Außerdem hatte ich einiges über gefährliche Phosphorfunde gelesen, Reste von Bombenfüllungen aus dem zweiten Weltkrieg, die auf der südlichen Ostseeseite gar nicht so selten sind. Selbst Experten können Phosphorklumpen kaum von Bernstein unterscheiden, außer dass sich das Teufelszeug nach dem Trocknen und Aufwärmen von selbst entzündet, giftige Dämpfe verströmt und lebensgefährliche Verletzungen verursachen kann. Mehr dazu steht bei Usedom-Net hier: http://www.usedom-net.de/natur/bernstein-phosphor-verwechseln.html

Ich steckte den goldgelben Stein also nicht in die Hosentasche, sondern in einen Beutel, wo er kalt bleiben würde. Zu Hause begann ich zu experimentieren.

Wie erkennt man echten Bernstein?

Zum Glück gibt es verschiedene Tests, die man relativ leicht selbst durchführen kann. Auch die fand ich gut beschrieben bei Usedom-Net: http://www.usedom-net.de/natur/wie-bernstein-erkennen.html

Meine Prüfreihe sah so aus:

Bernsteinprobe 1: Bernstein schwimmt in Salzwasser

Das war der leichteste Test. Mein Bernstein hat die Maße einer kleinen länglichen Kartoffel, etwa 6 x 3 x 2 cm. Er wiegt 20 Gramm, noch nicht mal halb so viel wie ein vergleichbar großer Stein. Er schwimmt in gesättigter Salzlösung (gut zwei Esslöffel Salz auf ein Marmeladenglas Wasser), doch in Süßwasser geht er unter. Plastik würde in beidem schwimmen.

Bernsteinprobe 2: Bernstein entzündet sich nicht spontan

Bernstein oder Phosphor – Test auf Selbstentzündung mit Fön

Diesen Test machte ich als Nächstes, um auszuschließen, dass ich mit gefährlichem Phosphor hantierte! Der fängt zu brennen an, sobald er trocknet, Sauerstoffkontakt hat und ca. 50 Grad warm wird (bei fein verriebenem Staub reichen niedrigere Temperaturen).  Und die Dämpfe sind sehr giftig.

Also ab ins Freie, Klumpen in eine feuerfeste Unterlage und mit dem Fön aufheizen, immer bereit wegzulaufen … Da  nichts passierte, nahm ich den sehr warmen Stein mit neuem Vertrauen in die Hand und machte die letzten Tests wieder im Haus.

Bernsteinprobe 3: Nagellackentferner macht Naturbernstein nichts aus

Naturbernstein oder künstlich – Test mit NagellackentfernerWas empfiehlt Usedom-Net noch? Aha. Wattestäbchen mit Nagellackentferner befeuchten und am Stein rubbeln. Wenn es abfärbt, ist es künstlicher oder gepresster Bernstein.

Bei so einem Strandfund unwahrscheinlich, aber die Utensilien waren in Reichweite! Schnell getestet und schnell bestanden: Der Stein begann zu glänzen, das Wattestäbchen blieb weiß.

 

Bernsteinprobe 4: Bernstein lässt sich elektrisch aufladen

Wenn man Bernstein an Wolle rubbelt, lädt er sich elektrisch auf. Er zieht dann Wollfussel und Papierschnipsel an und lässt einem die Haare zu Berge stehen … sieht man auf dem Foto nicht so gut, aber ein paar Strähnen folgten dem Stein über meinem Kopf.

Bernsteinprobe 5: Bernstein klingt anders als Stein

Usedom-Net sagt, man solle mit dem Bernstein an die Zähne klopfen. Also gut … Ja, er klingt anders als der ähnlich geformte Vergleichsstein!

Bernsteinprobe 6: Bernstein lässt sich leicht einritzen

Bernstein ist relativ weich. Wer staBernsteintest mit dem Messerrke Fingernägel hat, kann ihm schon damit eine Kerbe verpassen (schreiben die Experten). Ich nahm lieber ein (nicht besonders scharfes) Messer. Man sieht das Ergebnis nicht gut, zumal der Stein eh schon Verwitterungsfurchen hat, aber ich habe ihn noch weiter zerkratzt 🙂

Bernsteinprobe 7: Bernstein schimmert unter UV-Licht blaugrün

Eine sicher sehr ästhetische und schonende Methode … die ich leider zu Hause nicht anwenden kann. Doch die Hinweise auf echten Bernstein hatten sich genug verdichtet, fand ich. Aus reiner Experimentierfreude, ergänzt mit kindlicher Zerstörungslust journalistischem Recherche-Eifer, machte ich stattdessen noch den letzten, besonders aggressiven Test.

Bernsteinprobe 8: Bernstein brennt

Showdown! Ich platzierte den Bernstein im Spülbecken, direkt unterm Wasserhahn, und hielt ein brennendes Streichholz dagegen (an das Ende ohne Nagellackentferner). Es dauerte, bis das Streichholz fast ausgegangen war, doch dann fing der Stein Feuer. Ich war so fasziniert und der Rauch duftete so süß, dass ich fast vergaß zu löschen … Doch irgendwann überwog der Kokelgeruch und ich rettete meinen Schatz vor noch größeren Brandwunden.

So! Also ich würde sagen, Tests bestanden! Mein erster Bernsteinfund auf Møn ist echt. Die Journalistin in mir hat genug geprüft und dokumentiert, nun will die Fantasyautorin ran. Denn Bernstein spielt am Beginn meines geplanten Fantasyromans eine wichtige Rolle (ihr wisst schon, dem Buch, das seit drei Jahren vor sich hinreift). Gleich in der ersten Szene fährt die Hauptfigur im Winter aufs Meer, um Bernstein zu fischen, das Ganze bei Vollmond! Das ist seit vielen Monaten so geplant – ich glaube, meine Insel will mich ermutigen, endlich loszuschreiben ;-).

Vielleicht war dies der nötige Impuls, der mich so weit inspiriert, dass ich endlich den Bestseller fertigstelle und die immensen Reichtümer verdiene, von denen ich beim ersten Anblick des Bernsteins kurz mal träumte. Denn mangels eingeschlossener Fossilien wird mir der Stein selbst keine Schätze bringen: Eine oberflächliche Internet-Recherche ergab einen Wert um die 20 Euro.

Meine Freude ist aber unschätzbar 🙂

Euch allen viele schöne Spontanfunde, wo immer ihr auch seid – Møn lohnt sich übrigens auch im Winter 😉