Dänisch lernen – wie geht das?

Nun wohne ich bald fünf Jahre in Dänemark. Im Sommer treffe ich hier viele deutsche Touristen. Manche machen seit Jahren in Dänemark Urlaub, einige träumen davon, hierher auszuwandern. Wenn sie merken, dass ich fließend Dänisch spreche, kommt häufig die Frage:

Wie hast du eigentlich Dänisch gelernt?

Ich konnte schon leidlich Dänisch, bevor ich hierherzog. Die Grundlagen lernte ich mit 18 Jahren bei einem Abendkurs an einer dänischen Schule in Südschleswig. Das ist die Gegend kurz vor der dänischen Grenze, wo ich aufgewachsen bin. Sie gehörte früher einmal zu Dänemark und noch heute lebt hier eine dänische Minderheit, die ihre eigenen Schulen betreibt. Leider gehöre ich nicht zu den Glücklichen, die zweisprachig aufgewachsen sind. Also fuhr ich einmal die Woche zum Unterricht; ich kann mich nicht mehr erinnern, ob der Kurs über ein halbes oder ganzes Jahr ging. In dieser Zeit lernten wir genug Dänisch, um uns in Alltagssituationen durchzuschlagen, und das konnte ich bei Ausflügen ins Nachbarland natürlich sofort umsetzen.

Das nächste Jahr las ich dänische Comics. Asterix, Tim und Struppi und andere Serien, die ich in der kleinen Schulbibliothek auslieh. Auch ein paar richtige Bücher waren irgendwann dran. Und abends sah ich Nachrichten im dänischen Fernsehen, unter Protesten meiner Eltern und Schwestern. Wir reden schließlich von einer Zeit, als sich eine Familie einen Fernseher als einzige Filmquelle teilte 😉 Heute gibt es ja viel mehr Möglichkeiten, von Nachrichten und Filmen bei Danmarks Radio über allerlei Online-Medien bis hin zu YouTube.

Nach dem Abitur spendierten mir meine Eltern einen weiteren Sprachkurs: diesmal drei Wochen intensiv, an der Internationalen Heimvolkshochschule in Helsingør, nördlich von Kopenhagen. Ich teilte mit einer Ungarin das Zimmer, hörte einem japanischen Opernsänger beim Üben zu und schloss Freundschaft mit einem schottischen Sprachgenie … die meisten Unterhaltungen fanden auf Dänisch statt. Weil mir das so gut gefiel, belegte ich ein Jahr später in den Semesterferien noch einen Kurs: diesmal ganze zwei Monate an der Brandbjerg Højskole in Jelling. Ich belegte Kurse in kreativem Gestalten, europäischer Kulturgeschichte und Dänisch, wir machten Ausflüge und sangen morgens fleißig Lieder aus dem højskolesangbog. Für einen Højskole-/Heimvolkshochschul-Kurs waren die zwei Monate ein kurzer Aufenthalt, viele Dänen verbringen an solchen Institutionen ein halbes oder ganzes Jahr, um sich in allerlei Fachgebieten weiterzuentwickeln. Weitere Informationen gibt es auf der gemeinsamen Webseite der Heimvolkshochschulen, oben rechts versteckt sich dezent der Link zur englischen Seite 😉

Nach diesen zwei Monaten sprach ich schon ziemlich fließend, doch leider rostete mein Dänisch in den folgenden Jahren vor sich hin. Zwar hatte ich die Wochenzeitung Politiken Weekly abonniert, um an meinem bayerischen Studienort nicht all mein Dänisch zu vergessen (heute könnte man einfach alle möglichen Online-Zeitungen lesen). Ich suchte den Kontakt zu Dänen und aus ein paar lockeren Treffen entstand ein skandinavisch-deutscher Studentenverein, doch leider war die Umgangssprache Deutsch (und Facebook, Skype oder andere Austauschmöglichkeiten gab es noch nicht). Ich wohnte in Süddeutschland, zwei Jahre lang sogar in China, und als ich mit 40 Jahren das erste Mal die Pension auf Møn anrief, die inzwischen mein Zuhause geworden ist, musste ich mir vorher zurechtlegen, wie man auf Dänisch ein Zimmer bestellt.

Im August 2013 begann der fünftägige Urlaub, aus dem eine mehrmonatige Auszeit und schließlich ein Umzug wurde. Schon vom ersten Tag an redete ich konsequent Dänisch, wann immer es irgend ging. Auch, wenn mein Gegenüber gut Deutsch oder Englisch konnte. Ich wollte ja üben. Und das hat sich wirklich ausgezahlt!

In der ersten Woche meldete ich mich beim Kirchenchor an, schon drei Tage nach meiner ersten Probe sollten wir in einer Kirche singen. Beim anschließenden Kaffeetrinken hatte ich wirklich zu kämpfen, ich verstand vielleicht zwei Drittel der Unterhaltung und das auch nur, solange ich mich konzentrierte. Doch ich machte weiter. Las die Lokalzeitung, zunächst nur einen Artikel pro Mahlzeit, danach war ich erledigt. Ging sonntags in die Kirche und folgte der Predigt, bis mir die Ohren rauschten. Ließ mich überreden, einen kleinen Erfahrungsbericht auf Dänisch zu schreiben, auch wenn es mich Stunden kostete und ich Dänen zum Korrekturlesen brauchte. Augen zu und durch!

Ist Dänisch schwer?

Auch das werde ich immer wieder gefragt. Was soll ich dazu sagen? Es kommt darauf an, wie gern man Sprachen lernt und wie sprachbegabt man ist. Ich bin so ein Sprachfreak, dass ich auch Chinesisch nicht wirklich schwer fand, man braucht nur Zeit, Lust und ein gutes Lernumfeld …

Mal ehrlich, im Vergleich zu vielen Sprachen ist Dänisch für Deutsche geschenkt. Man kann viele Wörter raten (mus heißt Maus, hus heißt Haus). Die Grammatik ist einfacher (ich bin, du bist, er ist: jeg er, du er, han er). Viele Sprichwörter und Wortbildungen kommen uns aus dem Deutschen bekannt vor (at gå i hundene: vor die Hunde gehen).

Das größte Problem ist für viele die Aussprache. Die ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Hier wäre es am besten, man würde die Verwandtschaft zum Deutschen vergessen, denn die hunde (Hunde) werden ausgesprochen wie hunne.  Das jeg (ich) wie jai. Dänisch klingt, als hätte man beim Sprechen eine Kartoffel im Mund, sagte man südlich der Grenze oft. Man muss lernen, die Wörter zu verschleifen, je undeutlicher, desto besser, und wenn es dann noch authentisch klingen soll, am besten noch den „Stoß“ einbauen, dieses Krächzen vor und nach vielen Vokalen, dem ich auch nach 27 Jahren Dänisch-Sprechen ausweiche. So etwas lernt man nicht von Büchern.

Lohnt es sich, Dänisch zu lernen?

Trotz aller Hängepartien, die man unterwegs vielleicht erlebt, finde ich, es lohnt sich auf jeden Fall. Zumindest, wenn man oft in Dänemark ist oder vielleicht sogar hierher auswandern will. Auch wenn viele Dänen bereitwillig auf Deutsch umschalten, auch wenn man auf Reisen mit Englisch gut durchkommt: Es macht mehr Spaß, wenn man mehr mitbekommt. Was um einen herum geredet wird. Was in den Nachrichten kommt. Was im Kleingedruckten steht, und zwar in der aktuellen Version. Inzwischen verstehe ich 99 Prozent der Unterhaltungen im Chor. Lese die ganze Lokalzeitung in einer Mittagspause. Arbeite für diverse dänische Kunden und schreibe fehlerarm auf Dänisch. Nur meine Aussprache verrät mich als Ausländerin, doch ich bilde mir ein, ich komme immer öfter unerkannt davon 🙂

Wie ist es mit euch? Warum und wie lernt ihr Dänisch, was findet ihr schwer dabei und hat es sich trotzdem gelohnt?

Liebe Grüße aus Møn, Carmen Wedeland

Von der Auszeit zum Arbeitsalltag

Gestern Abend: Sommer in Dänemark. Das Meer glitzert tiefblau am Horizont. Schmetterlinge tanzen in der warmen Luft. Und ich sitze seit Stunden an der Steuererklärung.

Bild von 2015. Damals hatte ich noch (Aus)Zeit zum Fotografieren.

Oft horchen Urlauber interessiert auf, wenn sie meine Geschichte mitbekommen. Eine Auszeit im Ausland, spontan ausgewandert? Das klingt ja traumhaft.

Es stimmt: Ich habe einen Traum verwirklicht.
Ich wohne, wo andere Urlaub machen.
Doch inzwischen ist es mein Alltag geworden.

Viele träumen davon, für immer nach Dänemark zu ziehen. Weil die Dänen so nett und entspannt sind. Weil die Landschaft so schön ist, mit all den Stränden und Inseln. Weil sie sofort in Urlaubsstimmung kommen, wenn sie nur ein Foto von ihrem „gelobten Land“ sehen.

Ja, viele Dänen sind nett. Manche wahrscheinlich auch nicht. Für mich sind die Leute um mich rum nicht einfach „die Dänen“. Es sind Individuen wie wir alle, Uffe und Carsten und Inge und Susanne. Es sind meine Freunde und Nachbarn, Arbeitgeber und Kollegen. Jeder hat seine Eigenarten. Genau wie „die Chinesen“, die ich in zwei Jahren Peking kennen gelernt habe. Genau wie „die Bayern“, bei denen ich viele Jahre lebte. Man kann überall tollen Menschen begegnen.

Ja, die Landschaft ist schön. Der Ostteil bezaubert mit vielen Inseln, der Westteil mit weiten Stränden. Ich vermute allerdings stark, dass es auch in Dänemark langweilige Ecken gibt. Wahrscheinlich sogar ein paar hässliche. Leider hatte ich noch keine Zeit, die zu suchen. Denn ich muss arbeiten, die Auszeit ist vorbei. Aber das Arbeiten kann ja auch an schönen Orten stattfinden. Ich habe meinen Neigungen nachgegeben und arbeite z. B. als Rezeptionistin in einer Pension mit Meerblick und einem Labyrinthpark mit jeder Menge Grün.

Bin ich deshalb dauernd in Urlaubsstimmung? Nein. Mein neuer Alltag hat mich im Griff. Samt Steuererklärung, TÜV und Zahnarztbesuch. Doch von solchen Tiefpunkten abgesehen, finde ich meinen Alltag meist fast besser als Urlaub. Denn ich habe die Gelegenheit genutzt, diesen Alltag neu zu definieren. Schließlich hatte hier niemand bestimmte Erwartungen an mich Eingewanderte. So konnte ich mich, nach vielen Jahren als Texterin und Redakteurin, zur Abwechslung auch in den Tourismus stürzen; ich putze ein bisschen und wasche ab, ich nähe und singe in verschiedenen Dorfkirchen. Solche Jobs wären mir in Deutschland nie untergekommen. Das alles hat mir neue Erkenntnisse gebracht, über die Welt, das Leben und mich selbst. Und am Ende der Touristensaison habe ich mir einen kleinen Urlaub redlich verdient. (Ich werde ihn in Deutschland verbringen.)

Für die kleinen Auszeiten im Arbeitsalltag  werde ich zwischendurch in die Wellen hüpfen. Eine Mondscheinwanderung an den Kreidefelsen machen. Mit Susanne Kaffee trinken, mit Carsten & Co. singen.  Und wenn ich wieder an der Steuererklärung sitze, tröstet mich der Meerblick doch ein kleines bisschen 🙂

Ich werde weiter integriert

Gut vier Jahre treibe ich mich nun auf meinem Inselchen herum. Dänemark und ich gewöhnen uns immer mehr aneinander. Indizien dafür habe ich schon früher aufgezählt:

Nun kommt es, wie es kommen musste: Ich werde weiter integriert.

Kommunikation

Besuch in Kopenhagen: Der Lieblingsinder meiner Freundin war nur per App erreichbar.

Drehe mich überrascht um, wenn ich jemanden Deutsch reden höre. Auch, wenn ich gerade in Deutschland bin.

Habe jetzt endlich eine dänische Handynummer. Hat lange gedauert, weil ich in einem Mobilfunkloch einer Oase des Friedens lebe. Dank Wlan-Calling kann ich nun am Leben teilhaben, zu Hause und unterwegs. Pizza bestellen, auf dem Flohmarkt einkaufen, Fahrpläne finden: Alles mit Apps sehr viel einfacher. Denn Dänemark ist durchdigitalisiert!

Mobilität

Habe reisemäßig aufgerüstet: Mein BroBizz, ein kleiner grauer Kasten fürs Auto, öffnet magisch allerlei Mautschranken und zieht ganz dezent im Hintergrund das Geld ein, ob auf der Brücke nach Schweden oder im Parkhaus am Flughafen.

Auch ohne Auto könnte ich professionell pendeln. Mit meiner Rejsekort kann ich die öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Dänemark* nutzen: einchecken, auschecken und das Geld fließt unauffällig vom Konto. Nie wieder grübeln, ob für ein paar Stunden Großstadt Einzel- oder Tagestickets besser sind – die Rejsekort berechnet alle Rabatte von selbst.

* die öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Dänemark: außer da, wo ich wohne, denn hier gibt es nur in der Urlaubszeit Busse 😉

Gesundheitswesen

Habe schon fünf dänische Krankenhäuser von innen gesehen. Nicht, weil ich fünfmal krank gewesen wäre: Der Verdacht auf eine Krankheit reicht, um eine monatelange Irrfahrt über die Inseln starten zu lassen. Zum MRT durfte ich nach Nykøbing (70 km südwestlich von mir), für die Verkündung des Ergebnisses nach Slagelse (110 km nordwestlich von mir) und weil das Ergebnis grenzwertig war, sogar noch nach Kopenhagen (140 km nördlich von mir). Jetzt bin ich offiziell gesund (genau wie vor der Odyssee) und als Bonus berechtigt, in die allgemeinen Klagen zum überlasteten Gesundheitswesen einzustimmen.

Staat und Gesellschaft

Habe 2017 nicht nur den Deutschen Bundestag, sondern auch den Gemeinderat von Vordingborg mitgewählt. Letzteres mit größerem Erfolg: Nur Stunden nach der Stimmenzählung gab es einen Regierungswechsel, samt Koalitionspapier und neuem Bürgermeister.

Habe probeweise den Wissenstest für den Erwerb der dänischen Staatsbürgerschaft gemacht. 40 Fragen zur Geschichte, Kultur, Politik und Aktuellem … ich hatte 34 Richtige (gut geraten) und damit bestanden! Vielleicht sollte ich es in echt  probieren, wenn ich fünf Jahre hier gewohnt habe?

Ich werde noch ein bisschen integrierter

Nun wohne ich schon über drei Jahre auf meiner dänischen Insel. Und das hat Spuren hinterlassen …

Und jetzt … werde ich noch ein bisschen integrierter:

Ernährung und Gesundheit

Kompott oder Kuchen? Egal, es schmeckt!

Habe fast ohne Hilfestellung eine sahnebedeckte Glasschüssel als Apfelkuchen identifiziert. Das entscheidende Indiz ist das Kompott mit Semmelbröseln, das unter der Sahneschicht ruht. Man füllt den „Kuchen“ auf seinen Teller und isst ihn mit dem Löffel, manche mischen Brombeermarmelade darunter. Oder man bekommt ihn gleich portionsweise im Weinglas serviert.

Wichtig bei solchen Süßspeisen: Habe jetzt auch einen Zahnarzt hier.

War diesen Winter auch mehrmals beim Hausarzt: Hatte mich der  Schnupfenverseuchung meiner Insel angeschlossen und fünf Wochen mit Erkältung und Bronchitis gekämpft. Die ebenfalls trendige Grippe mit Lungenentzündung nehme ich mir für nächstes Jahr vor.

Verkehr

Schee war’s scho … Wintertour nach München

Fühlte mich nach einer vierwöchigen Deutschlandtour ganz befreit, als ich die dänische Grenze passiert. Mit der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h zog mein Toyota Aygo nun wieder in aller Seelenruhe an den anderen Kleinwagen vorbei, ohne dass ihn die Schweinwerfer eines BMWs von hinten bedrängten.

Bin die Kurven meiner Heimathügel so oft gefahren, dass mein Autochen auch bei Nebel unter zwei Metern Sichtweite den Weg nach Hause findet. Augen geschlossen halten und an der Grasnarbe entlangtasten  …

Freundschaft über Generationen

Gemeinsam geht sich’s besser: Wandern am Strand von Ulvshale

Habe neben reichlich Rentnern nun auch mehrere Mittvierziger in meinem Freundeskreis vor Ort.

Habe den Rentnern Dinge über ihre Insel sagen können, die sie noch nicht wussten. (Ein- oder zweimal. Die anderen fünftausend Mal, die wir uns unterhalten haben, war es umgekehrt.)

Bekomme auch auf deutschen Webseiten raffinierte dänische Werbung eingeblendet. Oft mit dem Vorschlag, eine ältere Frau mit erstaunlicher Oberweite zu treffen, die ganz  in meiner Nähe wohnt. Oder mit dem Angebot, 7000 Dollar am Tag zu verdienen, so wie der hilfsbereite Millionär im Nachbardorf, dessen amerikanischen Luxusschlitten ich bis heute vergebens zwischen den Fachwerkhäuschen suche.

Arbeit

Auch wenn ich zu viel arbeite … das Leben hier fühlt sich nach Urlaub an.

Habe die Suche nach der Dollarmillion aufgegeben und schon für sieben Kunden in Dänemark gearbeitet: zwei Verlage, ein Museum, ein Theater, eine Nähschule, eine Pension und einen Vergnügungspark. Recht viele, wenn man bedenkt, dass ich hier nur Urlaub machen wollte 😉

Habe ein telefonisches Bewerbungsgespräch auf Dänisch bestanden: Der achte Kunde wird ein Marktforschungsunternehmen.

Politik und Gesellschaft

Vordingborg, 1353 Geburtsort der Königin Margarethe I., ab 2017 Sitz einer von mir mitgewählten Gemeindevertretung

Darf im November zum ersten Mal bei dänischen Kommunalwahlen mein Kreuzchen setzen. Habe also angefangen, das dänische Parteiensystem zu studieren.  Weiß  schon Folgendes: Venstre, wörtlich „die Linke“, ist die rechtslastige liberale Partei.  „Radikale Venstre“ sind weder links noch radikal.

Venstre wird auf dem Stimmzettel mit V markiert, Radikale Venstre mit B. Die Sozialdemokraten mit A, die „Enhedsliste“ mit Ø, „Liberal Alliance“ mit I.

Bei der letzten Kommunalwahl zogen zehn Parteien in den Gemeinderat ein. Weiß nicht, ob ich bis November mit dem Studieren fertig bin.

Update, Januar 2018: Ich werde weiter integriert!

111 Gründe, Dänemark zu lieben

Draußen ist es kalt. Vor fünf wird es dunkel. Die globalen Nachrichten waren diese Woche verstörend; die lokalen sind es schon länger, nur dass Dänemark nicht so die Welt bewegt. An solchen Tagen müsste man sich mit Chai und Lebkuchen auf dem Sofa einmümmeln. Doch die Tee-Auswahl in diesem Kaffeeland ist begrenzt und viele deutsche Leckereien bekomme ich nur, wenn ich sie selbst importiere. Am besten kofferraumweise, damit sich die teure Fähre lohnt … Ein Flug an einen Palmenstrand wäre billiger.

Hadere ich etwa mit den Mängeln meiner Wahlheimat Dänemark?
Keine Sorge, ist gleich vorbei.
Denn an diesem Tag liegt genau das richtige Buch auf meinem Sofatisch:

111 Gründe, Dänemark zu lieben von Maritta G. Demuth111 GRÜNDE, DÄNEMARK ZU LIEBEN
Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt

von Maritta G. Demuth

Taschenbuch, 288 Seiten
(viel Text und schöne Farbfotos)

Schwarzkopf & Schwarzkopf, November 2016
ISBN-13: 978-3862656127
z. B. bei Amazon bestellbar für 12,99 Euro

Auf diese Neuerscheinung war ich gespannt. Ich verfolge den Blog der Autorin schon länger: Maritta schreibt auf 4.nordlichter.com – Auswandern und Leben in Dänemark über ihren Alltag auf Seeland, wo sie seit zehn Jahren lebt, arbeitet und ihre deutsch-dänische Familie managt. Von den Einblicken in ihr Leben habe ich schon viel gelernt … und jetzt hat sie mir ihr Buch zukommen lassen, weil sie meint, es könnte meine Leser auch interessieren.

Zu Recht! Ich kann euch Marittas „Liebeserklärung“ wärmstens empfehlen, ob ihr einen Urlaub in Dänemark plant, schon lange hier wohnt oder noch nie etwas von diesem obskuren Fleckchen Europas gehört habt.

Das Buch macht mich glücklich, weil es Dinge beschreibt, die ich an Dänemark liebe:

  • Entspannen. Nur da sein. Die Natur genießen. Ohne Zwangsbespaßung, ohne Bettenburgen, ohne Verkaufsstände an jeder Ecke.
  • Hygge. Diese unnachahmliche Mischung aus Gemütlichkeit, Geborgenheit und traulichem Beisammensein.

Das Buch bringt mich zum Lachen, weil es Dinge aufgreift, mit denen ich mich selbst herumschlage:

  • Dänen verstehen kein Wort, wenn man einen Vokal minimal falsch ausspricht. „Sollen wir die Epfel im Garten aufsammeln?“ „Die was?“
  • Dänische Sortimente sind begrenzt. Du willst dein Kleinkind nicht in grau, braun oder schwarz betten? Dann importiere selbst, aus „einer größeren Volkswirtschaft“, wie die Autorin es so diplomatisch nennt.

Und das Buch öffnet mir die Augen, weil es Dinge erklärt, die an mir vorbeigegangen waren:

  • Warum dänische Babys auch im Winter draußen schlafen
  • Warum die dänischen Behörden zweimal jährlich einen leeren Smartphone-Akku verzeihen
  • Wie lange die Ausbildung zum smørrebrød-Spezialisten dauert
  • Was Dänemark mit Äquatorialguinea gemeinsam hat

Die Antworten verrate ich nicht … dafür müsst ihr das Buch schon selber lesen!

Eine erhellende Lektüre, ob im Sommerurlaub oder auf der heimischen Sofaecke.
Ich mümmele mich dann mal mit Kaffee und Lakritz ein.

Liebe Grüße aus dem schönsten Land der Welt!

111 Gründe, Dänemark zu lieben von Maritta G. Demuth

Was Bücherschreiber vom Brexit lernen können

Ich bin eine Träumerin. Jahrelang verfolgte ich mein Romanprojekt und nicht das Weltgeschehen. Dabei könnte gerade das Weltgeschehen jedes Romanprojekt weiterbringen. Bestseller dank Brexit – so geht’s:

Brexit Bestseller 05Die klare Botschaft bringt’s
„Jede Woche 350 Millionen Pfund mehr für das britische Gesundheitswesen!“ Mit solchen plakativen Versprechen kann man öde EU-Vorschriften, -Verflechtungen und ihre Folgen locker übergehen und dem Publikum helfen, sich schnell eine Meinung zu bilden. Wir alle brauchen  Orientierung in dieser faktenüberfrachteten Welt!

Komplikation für Politiker: Einzelne Nervensägen werden hinterher nachbohren, wie diese Versprechen nun umzusetzen seien. Aber als Buchautor? Nur los! „Wenn Mathilda ihren Greg kriegt, wird ihr Leben endlich gut!“ Ein paar Kapitel Spannung, dann: Sie kriegt ihn und alles wird gut. Das Buch ist zu Ende; spätere Details wie Ehekrisen, Kindergeschrei und Rentnerelend kümmern niemanden. Die Leser(innen) sind happy und kaufen dein nächstes Buch.

Brexit Bestseller 02Polarisieren mit Personen
Warum ist David Cameron gescheitert? Wie tickt Nigel Farage und was wird er erreichen? Wie wirkt sich der Brexit auf Leute aus, an denen mir liegt – meine englische Freundin, deren Urlaub gerade viel teurer geworden ist; meine deutsche Klassenkameradin, die seit Jahrzehnten in London arbeitet;  mich selbst und andere Nomaden, wenn in weiteren Ländern die Anti-Stimmung steigt? Ich brenne darauf, es zu erfahren!

Bis dahin schreibe ich weiter. Baue packende Protagonisten und aufregende Antagonisten auf, bringe sie in Schwierigkeiten, zwinge sie, ihr Leben zu hinterfragen. Damit die Leser mit (und vor) ihnen zittern, bis sie wissen, wie die Geschichte ausgeht.

Brexit Bestseller 04Initialzündung statt Infodump
Beitrittsverhandlungen der EU … Vorschriften und Verflechtungen … gähn. Das war bisher der Punkt in den Nachrichten, wo jeder Fernsehzuschauer zum Fußball überwechselte. Heute dagegen: Hilfe! Großbritannien tritt aus! Wie lauten die Vorschriften für so einen Fall? Wie eng sind wir überhaupt mit denen verflochten? Wird Schottland sich nun doch noch lossagen und der EU wieder beitreten? Superspannend, wollen wir wissen!

Was lernen Bücherschreiber vom Brexit? Langweile den Leser nicht mit Hintergründen. Dynastien, Gesetze und Wirtschaft deiner Romanwelt interessieren erstmal keinen. Beginne mit einem Knaller – der König wird ermordet, eine Mannschaft meutert, die Heldin entdeckt, dass sie adoptiert ist. Der Leser ist alarmiert und legt dein Buch nicht mehr aus der Hand. In der folgenden Handlung kannst du die Hintergründe einbauen, nicht als statische Beschreibung der Vergangenheit, sondern als heiß machende Hinweise auf künftige Entwicklungen.

Beflügelt der Brexit auch eure Fantasie?

Ich werde immer integrierter

Vor gut einem Jahr stellte ich fest, dass ich allmählich in Dänemark angekommen bin – erkennbar u. a. an meinen Heringsvorräten, meinem Kaffeekonsum und meinem fließenden IKEA-Dänisch. Inzwischen hat sich die Lage zugespitzt.

Dänemark Lakritzbacon

Lakritz-Bacon im dänischen Supermarkt

Essenskultur

Finde es ganz normal, dass in der Butter Salz ist und in allem anderen Lakritz.

Kaufe koldskål med kammerjunkere, sobald die Temperaturen im Plusbereich liegen. Eine leckere kalte Buttermilchsuppe für den Sommer!

Dänemark Nyord Flohmarktkatze

Wieder eine, die nur fotografiert und nix kauft. Nåå.

Sprache

Sage ständig Nååååå. Werde das auch im Deutschen einführen. Sprecht mir nach: Ein sanft angesetztes N, danach ein tiefes, kurz abfallendes, dann vorsichtig ansteigendes, bedrohlich knirschendes und doch immer butterweiches offenes O. So wie das O in „Groll“, nur lang, damit man alle Bedeutungsnuancen auskosten kann:

„Du isst diesen langweiligen Bacon? Willst du nicht noch mal drüber nachdenken? Der Bacon mit Lakritz ist viel besser.“
Nåååååååååå?, extralang, bohrender Nachhall.
„Hm. Dann ist dir wohl nicht zu helfen.“
Nåå!, leicht und knapp, wie ein innerliches Fallenlassen.
„Echt jetzt? Ihr lebt ohne dieses Wort? Wie geht das?“
Nå?!, extrakurz, steil hochschwingend, dabei Augen aufreißen.

Bemerke immer mehr, wie kompliziert wir Deutschen denken und reden.

Deutsch: Sehr geehrte Damen und Herren …
Dänisch: Gar keine Anrede, wenn man den Angeredeten nicht kennt.
Deutsch: Ich lade dich auf ein Stück Kuchen ein.
Dänisch: Jeg giver kage.
Deutsch: Komisch, da war doch was. Hat sie nicht erst vor einem Jahr über das gleiche Thema geschrieben?
Dänisch: Nåååååååååå?

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

Dänemark Münzen

Leider reichen ein paar löchrige Münzen dem Steuerwesen nicht mehr.

Habe zum ersten Mal in Dänemark Einkommensteuer bezahlt. Sehe auch schon kommen, dass das nicht das letzte Mal war.

Beginne das dänische Mehrwertsteuergedöns zu kapieren. Das sich nur in Details vom deutschen Mehrwertsteuergedöns unterscheidet. Die dich Jahre deines Lebens kosten.

Bin jetzt Vorstandsmitglied im Glasfaserverein unseres Dörfchens und schreibe komplizierte Protokolle in fragwürdigem Dänisch.

Neben Technik und Dänisch ist Sport meine große Stärke: Bin zu den hiesigen Olympischen Spielen eingeladen worden.

Na gut, diese Olympischen Spiele sind das Sommerfest der Nachbarn, mit Axtweitwurf und Scheunenstaffellauf für die Kinder. Werde mich abends zum Grillen dazugesellen.

Ortskenntnis

Habe fast jedem Baum im Kliffwald die Hand geschüttelt. Mache mich nun daran, alle Inselstrände abzuschreiten.

5000 Jahre dänische Geschichte. An der Spitze ich: Kong Asgers Høj auf Møn

5000 Jahre dänische Geschichte. An der Spitze ich: Kong Asgers Høj auf Møn

Sowas zahlt sich aus! Habe den Auftrag bekommen, Infotexte für einen neuen Wanderweg rund um Møn zu übersetzen. Unter anderem mit der Begründung, man wolle eine „Einheimische“ für diese Arbeit.

Treffe beim Einkaufen immer irgendwen, den ich kenne.

Kriege das Geschehen in Deutschland kaum noch mit. Das in Dänemark allerdings auch nicht. Schwebe glücklich im Nirwana.

Achtungsbezeugungen

Würdige jeden Stein und jeden Grasbuckel, jeden Zaunkönig, jedes Leberblümchen. Die ganz alltägliche Natur: in Liedern besungen, beim Morgenkaffee besprochen, auf Facebook gepostet.

Immer hereinspaziert: dänische Flagge im Kalvehave Labyrintpark auf Südseeland

Immer hereinspaziert: dänische Flagge im Kalvehave Labyrintpark

Bin ganz überrascht, wenn deutsche Kirchenlieder nur acht Strophen haben und man davon höchstens vier singt. In Dänemark zieht man vierzehn Strophen durch. Jeder Vogel und jedes Blümchen hat seine eigene.

Beginne die Arbeitstage in meinem Sommerjob damit, die dänische Flagge zu hissen. Wichtig: Bis an die Spitze, nicht so halbmastmäßig wie bei meinem ersten Versuch. Sonst denken meine Arbeitgeber vom Labyrinthpark in Kalvehave, jemand sei in ihrem Irrgarten verendet.

 

Update, März 2017: Ich werde noch ein bisschen integrierter 🙂
Update, Januar 2018: Ich werde weiter integriert!

Eine Saison im „Sommerhaus“

Anfang Juni begann auf Møn der Sommer. Die Sonne schien Tag und Nacht, es wurde warm, die ersten Touristen rollten heran. Ja, die Sonne schien wirklich Tag und Nacht – in den „Weißen Nächten“ von Juni bis August geht sie nur knapp unter, ein Streifen Licht zieht sich auch nach Mitternacht über den nördlichen Horizont. Und ja, es wurde wirklich warm – erst 20 Grad, später 27, nicht so schwül wie letztes Jahr, sondern genau richtig, um mittags am Strand zu liegen und abends mit einem Glas Wein auf der Wiese zu sitzen. Ich erwähne das nur, weil ich öfter besorgte Anfragen bekomme, ob ich so hoch im Norden nicht erfriere und ob ich nicht gern etwas von den Temperaturen im Süden abhätte. Nej tak – behaltet eure Hitzewellen für euch – nur ein wenig Schnee für den Winter dürft ihr gern schicken!

Anfang Juli begannen dann die dänischen Sommerferien. Sechs Wochen (weitgehend) schönes Wetter, sechs Wochen Ausnahmezustand! Mein Eindruck ist: Alle Dänen machen gleichzeitig Urlaub, natürlich abgesehen von denen, die in Hotels und Sehenswürdigkeiten schuften. Die meisten Dänen verbringen zumindest einen Teil dieses Urlaubs in ihrem Sommerhaus. Idyllisch gelegen, oft liebevoll ausgestattet und gerne auf einem Inselchen – es geht darum, der Stadt zu entfliehen (jeder fünfte Däne wohnt im Ballungsraum Kopenhagen).

Der Weiler, in dem ich wohne, besteht aus zwei oder drei ganzjährig bewohnten Häusern und dreimal so vielen Sommerhäusern. Viele sind mit Reetdach gedeckt, am Zaun blühen die Rosen, und Kinder verkaufen Eis oder Saft an vorbeifahrende Touristen. Die Familie grillt im Garten oder wühlt in den Beeten, und es gibt immer etwas instandzusetzen. Sehr liebevoll haben das zum Beispiel die Nachbarn gemacht, zu deren Sommerhauseinweihung im Juli das ganze Dorf eingeladen wurde – schöne Fotos (und netten dänischen Text) gibt es auf ihrem Sommerhausblog.

Da ich mich ja fleißig in Dänemark integriere, habe auch ich die letzten Wochen in meiner Sommerresidenz verbracht. Idyllisch mit Blick auf Feld und Wald, hübsch dekoriert mit Blumenbildern und angenehm pflegeleicht – das Einzelzimmer auf dem Bakkegaard, in dem meine Geschichte auf Møn begann. Knappe acht Quadratmeter mit lauschiger Dachschräge boten Platz für ein Bett, einen Schreibtisch, ein Fenster mit Ausblick, einen schmalen Schrank, ein Waschbecken und allerhand Krimskramsbehälter. Ich habe noch immer viel zu viel Zeug! Davon abgesehen, war das Wohnen aber entspannt: Staubsaugen lohnte kaum, alles war immer griffbereit, vom Bett aus konnte ich die Kaffeemaschine und den Computer anschalten. Und morgens wurde ich vom Duft frisch gebackenen Brotes begrüßt – da kommt man nochmal lieber zum Küchendienst 🙂

Seit gestern wohne ich nun wieder in meiner Luxuswohnung einen Gebäudeflügel weiter (38 Quadratmeter, den Sommer über an Touristen vermietet). Statt glücklicher Gäste befasse ich mich ab jetzt hauptsächlich mit rätselhaften Romanfiguren, vom Bett zur Kaffeemaschine sind es über zehn Schritte, und sechs Meter Schreibtisch wollen ausgiebig abgestaubt werden. Es wird stiller werden auf Møn, im tiefen Winter wundert man sich, wenn einmal am Tag ein Auto am Haus vorbeifährt.

Im Frühjahr putzt sich die Insel dann langsam für die neue Saison heraus – ich freue mich schon!

Ich werde integriert

Die Anzeichen mehren sich, dass ich allmählich in Dänemark angekommen bin.

Essenskultur

Sieben Sorten Hering. In der Mitte Pommes: Damals hatte ich noch keine Ahnung von Esskultur

Sieben Sorten Hering. In der Mitte Pommes: Damals hatte ich noch keine Ahnung von Esskultur

Habe begriffen, dass Hering zu jedem Mittagessen gehört.
Habe stets mehrere Sorten Hering im Kühlschrank.
Habe begriffen, dass man den Hering nicht auf Weißbrot, sondern auf Schwarzbrot isst, das Weißbrot ist für den Lachs da. (Was ich heimlich zu Hause mache, steht auf einem anderen Blatt.)
Ärgere mich über deutsche Supermärkte ohne meterlange Lakritz-Selbstmischbatterie.
Frage mich, wie ich 40 Jahre ohne Lakritztee ausgekommen bin.
Überlege, Lakritzpulver anzuschaffen.
Trinke morgens, mittags, nachmittags und abends Kaffee.

Natur, Landschaft, Wetter

Gipfelsieg auf Møn, 135 Meter über dem Meeresspiegel

Gipfelsieg auf Møn, 137 Meter über dem Meeresspiegel

Finde, dass der hiesige Aussichtshügel den Namen „Königsberg“ verdient.
Finde 25 Grad im Sommer unglaublich heiß.
Bin ganz aus dem Häuschen, wenn es im Winter schneit.
Halte das Festland für weit ab vom Schuss und die dänischen Inseln für den Nabel der Welt.
Kann gar nicht glauben, dass man in Deutschland vier Stunden Auto fahren kann und bloß von Frankfurt nach München kommt. In Dänemark ist man nach vier Stunden Autofahrt an der deutschen Grenze oder der Brücke nach Schweden. Oder ins Meer gefallen. Oder im Kreis gefahren.

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

Bekomme endlich auch dänische Spam-Mails.
Bin gleich nach meiner behördlichen Anmeldung vom nächstgelegenen Krankenhaus eingeladen worden, mich auf Gebärmutterhalskrebs untersuchen zu lassen.
Bin außerdem sofort von der Steuerbehörde nach meiner Kontonummer gefragt worden.
Singe im Chor Liebeserklärungen an den dänischen Sommer samt sanften Wiesen, flatternden Flaggen und blauäugigen Mädchen.
Finde, dass Chorproben ohne Kaffee und Kuchen gar nicht gehen, genauso wenig wie Gottesdienste, Vorträge, Schlussverkäufe, Jahreshauptversammlungen und Autofahrten ab 20 km. Sollten zu derlei Veranstaltungen Protokolle geschrieben werden, ist vor oder spätestens direkt nach Aufzählung der Anwesenden zu notieren, mit was besagte Anwesende verpflegt wurden.

Sprache

Brauchte ich unbedingt für meine Schreibwerkstatt. Vor allem wegen der schönen Tasten unten rechts.

Brauchte ich unbedingt für meine Schreibwerkstatt. Vor allem wegen der schönen Tasten unten rechts.

Spreche inzwischen nicht nur Dänisch mit deutschen Einschlägen, sondern auch Deutsch mit dänischen Einschlägen.
Kann mit etwas Glück Festlanddänen und Inseldänen an der Aussprache unterscheiden.
Kann IKEA auf Dänisch navigieren (Billy = Billy, Mitnahmebereich = Ta‘ Selv Lager usw.).
Kann auf Dänisch fluchen. (For helvede.)
Weiß fast ohne nachzudenken, dass halvtreds = 50, tres = 60, halfjerds = 70, firs = 80 und halvfems = 90. (For satan.)
Verwechsle beim Schreiben am Computer oft ö und ä, weil bei dänischer Tastaturbelegung æ und ø genau andersherum liegen. (For pokker.)

Festlichkeiten

Kann die erste Strophe eines beliebten dänischen Geburtstagsliedes auswendig singen und bei den übrigen dreien so tun.
Habe zu Johanni am Lagerfeuer gestanden und eine Rede gehalten.
OK, eher abgelesen.
Aber selbst verfasst und auf Dänisch.
Habe dem Hofwichtel im Advent Süßigkeiten hingestellt.
Habe eine dänische Weihnachtsfeier samt Hering, Lachs, Milchreis, ca. 25 anderen Gerichten, Bier, Schnäpsen und Gesang überstanden. (Und es war gut.)
Bin mit einer dänischen Familie samt Kind und Hund um den Weihnachtsbaum getanzt.

Update, ein Jahr später: Ich werde immer integrierter.
Update, wieder ein Jahr später: Ich werde noch ein bisschen integrierter.
Update, nochmal fast ein Jahr später: Ich werde weiter integriert.