Vom Flohmarktfund zur feinen Tasche: Nähprojekt für Upcycling-Fans

Diese Tasche mit nordischem Touch macht sich gerade auf den Weg zu meiner Freundin Sabine.

Sabine liebt Flohmärkte. Sie war Anfang April bei mir zu Besuch und wir durchstreiften wieder mal ihre Lieblings-Trödelläden hier auf der Insel Møn. Zwischen jeder Menge Gläser und Töpfe, Besteck und Textilien fand Sabine eine alte Stickerei.

Ob ich ihr daraus eine Tasche nähen könne?

Klar, sagte ich, Nähen macht Spaß, die Tasche kannst du am Ende deines Urlaubs mit nach Hause nehmen.

Es hat dann doch zwei Wochen länger gedauert, denn mich packte das Nähfieber und ich wollte die Tasche möglichst gut gestalten. Über 20 Stunden Arbeit dürften drinstecken. Aber Spaß hat es wirklich gemacht!

Sabine wünschte sich eine Tasche in der ganzen Größe der Stickerei, etwa 70 x 40 cm. Ein farblich passender Stoffrest ergab die Rückseite, ich verpasste ihm noch eine kleine Reißverschlusstasche. Beide Teile verstärkte ich mit Bügelvlies, damit sie etwas mehr Stand hatten, und versäuberte sie mit Zickzackstich, damit sie nicht ausfransten. Ein orangefarbener Stoffrest wurde zu Paspelband, mit dem ich beide Teile einfasste.

Die Seitenteile machte ich aus den Beinen einer kaputten Jeans.  Auch den Reißverschluss konnte ich auf der Oberseite mit Jeansstreifen einfassen, Gesäßtaschen und Gürtelschlaufen bekamen ebenfalls neue Aufgaben. Nur die Innentasche und die Tragegurte nähte ich aus einem Neukauf: beschichteter Stoff vom Baumarkt, abwischbar und wasserdicht.

Das Grunddesign, das Sabine und ich uns ausgedacht hatten, war einfach, doch manche Details erwiesen sich als kniffelig. Zum Beispiel durch mehrere Lagen Stoff zu nähen, darunter Jeans und beschichtete Baumwolle. Manchmal musste ich die Nadel mit dem Handrad führen, Stecknadeln wurden durch Clips ersetzt. Das lag natürlich auch daran, dass ich diverse Innentaschen einbaute und alles möglichst haltbar verarbeitete. So wurden es unendlich viele Arbeitsschritte viele Abende voller Nähspaß.

Für die kniffligen Fragen griff ich auf zwei sehr gute Bücher zurück:

„Nähen – das Standardwerk“ vom Kreativverlag TOPP mit einer Fülle von Techniken zum Nachschlagen, und „Taschenlieblinge selber nähen“ vom Nähblog pattydoo, mit schönen Ideen und Links zu hilfreichen Online-Videos. (Achtung, das war jetzt Werbung. Unbezahlt und unabgesprochen. Ich kann beide Bücher einfach nur empfehlen!)

Leider habe ich vergessen, das Innenleben zu fotografieren, bevor ich die Tasche abschickte. Doch die Außenseite bekam ein Fotoshooting am Strand von Ulvshale, ein paar Kilometer nördlich von dem Laden, wo Sabine die Stickerei fand:

Ich glaube, trotz Wind und Wellen kann ich Stimmen hören. Es sind die Fischer auf der Tasche. Sie rufen: „Kauf mehr Stickereien! Nähe mehr Taschen!“

Seid ihr auch schon im Upcycling-Fieber? 🙂

P. S. Der Trödelladen mit den schönen Sachen liegt auf der dänischen Insel Møn, in der Udbygade 40, Stege, zwischen dem Insel-Hauptort und dem Strand von Ulvshale.  Auch sonst gibt es hier jede Menge Flohmärkte, Secondhand-Läden und Scheunen voller spannender Sachen. Man kann ja nicht immer nur am Strand sein!

Die innere Stimme singen lassen

Mitte Januar 2018. „So geht das nicht weiter“, ermahnte ich mich mit ernster Stimme. „Reiß dich zusammen und such mehr Arbeit. Lukrative Texterjobs, los jetzt.“ Ich hielt mir die Ohren zu. „Aber ich will nur nähen“, antwortete ich, mit piepsiger Stimme und schlechtem Gewissen. Ich hatte schon über den Weihnachtsurlaub hinaus meinem Hobby gefrönt. „Das geht nicht lange gut“, schimpfte ich, während ich weiter Stoffe zusammensteppte. „Morgen fängst du mit der Arbeitssuche an. Schreiben, Übersetzen, was Solides im Büro. Werd endlich vernünftig.“

Drei Tage später, die Nähmaschine surrt, der Kontostand schrumpft. Da schickt meine Nählehrerin eine Nachricht. „Ich brauche dringend Hilfe!“ Eine Handarbeitsmesse droht am Horizont, sie will ausstellen. Könnte ich Stoffe zuschneiden, Sachen packen und andere Arbeiten erledigen?

Zwei Wochen später, die Nähmaschine stand kaum still. Ich habe geschnitten und genäht, Ärmel eingesetzt und Knöpfe mit Stoff bezogen.  Ich habe Neues gelernt, bin rechtschaffen müde, die Katzen der Nähschule hatten hyggelige Gesellschaft und meine Nählehrerin freut sich über die fertigen Ausstellungsstücke, mit der das Kursuscenter Emilielunden würdig auf der Messe „Alt om Håndarbejde“ vertreten sein wird.

Abends habe ich weitergenäht, Tischdecken für einen anderen Kunden und ein schickes Shirt für mich selbst. Diesmal mit gutem Gewissen, denn der Kontostand stieg, während die Nähmaschine surrte! Und die Stimme, die Anfang des Jahres so piepsig klang, hat angefangen zu singen.

 Ich sollte mehr auf diese innere Stimme hören. Sie hatte schon öfter Recht. „Du fährst in die falsche Richtung“, flüsterte sie, als ich 2013 von meinem Inselurlaub nach Hause fuhr. Ich kehrte um (ein paar Wochen später) und wohne seitdem auf Møn. Was ziemlich verrückt klang, hat mich auf Jahre glücklich gemacht. Andere Male habe ich die kleine Stimme überhört, habe das Gewohnte gemacht, das Solide, was von mir erwartet wurde. Es hat mich ernährt, aber ganz glücklich war ich nie. „Hör auf dein Bauchgefühl, es weiß viel mehr, als du denkst“, sagte eine weise Frau einmal zu mir, und jetzt versuche ich das zu beherzigen.

Nichts gegen lukrative Texterjobs. Texten macht Spaß, im November habe ich viel geschrieben, wenn auch an meinem Romanprojekt statt an lukrativen Aufträgen. Wieder so ein Schachzug der inneren Stimme, die mich dauernd vom geraden Weg abbringt. Doch im Dezember verlor ich das Texten aus dem Fokus, weil mir eine neue Idee kam: Ich will Kirchensängerin werden. Die Stimme der Vernunft begann gleich zu meckern: „Du bist Mitte 40, willst du für einen Nebenjob eine weitere Ausbildung anfangen, mit unsicherem Erfolg?“ Aber ich bekam immer mehr Lust darauf. Auf die Ausbildung, auf die Arbeit. So motiviert war ich schon lange nicht mehr, außer fürs Nähen und Schreiben. Ich recherchierte: Hier in Dänemark gibt es in jeder Dorfkirche einen Kirchensänger, der die Gesangbuchlieder staatstragend mitsingt, damit die Gemeinde der Melodie leichter folgen kann. Eine Art 400-Euro-Job, Umfang je nach Größe der Gemeinde. Wenn ich so eine Stelle bekäme, ob fest oder als Vertreterin, wäre das aktuell meine fünfte Einnahmequelle, neben dem Schreiben/Übersetzen, den sommerlichen Rezeptionsjobs, einer kleinen Putzstelle und nun auch gelegentlichen Näh-Einsätzen 🙂

Fünf Einnahmequellen, fünf Quellen der Freude. Jede dieser Tätigkeiten macht mir Spaß. Solange ich sie in Teilzeit machen darf. In Vollzeit Putzen wäre mir zuviel, in Vollzeit Schreiben allerdings auch. Mit Mitte 40 habe ich endlich beschlossen, das zu akzeptieren. Ich werde nie groß Karriere machen, weil ich mich auf kein einzelnes Gebiet spezialisieren will.

Aber ich werde immer wieder Neues lernen. Ich werde mit verschiedensten Menschen Kontakt haben – wunderbaren Menschen, jeder auf seine Art. Ich werde Zusammenhänge erkennen, die nicht jeder sieht (etwa „Was Romanautoren von Rezeptionisten lernen können“ ). Ich werde Projekte realisieren können, die mehrere Gebiete verbinden (wie etwa mein Buch „Handmade Hygge“, das letzten September erschien, oder Übersetzungen von Kirchenliedern, die ebenfalls teils schon veröffentlich sind). Ich werde (hoffentlich) keinen Burnout bekommen. Und ich werde (hoffentlich) von all dem leben können.

Ich werde meine innere Stimme singen lassen.

Jetzt erhältlich: Mein Buch „Handmade Hygge“

Der Herbst ist da! Die perfekte Zeit, um sich drinnen einzukuscheln, mit viel Lesestoff und einem entspannenden Hobby. Wenn euch dieser Gedanke glücklich macht, dann habe ich jetzt das richtige Buch für euch 🙂 Mein erstes Werk aus Dänemark ist gerade erschienen: Handmade Hygge – Strick-, Häkel- und Nähprojekte zum Wohlfühlen. Ihr könnt es direkt beim Verlag bestellen oder über Amazon oder beim Buchhändler eures Vertrauens; auch in Handarbeitsläden ist es zu finden.

Tatsächlich war das Interesse im Handel so groß, dass der Verlag schon die zweite Auflage angestoßen hat, kaum dass die erste gedruckt war! Liegt es daran, dass kreative Beschäftigung Spaß macht? Oder dass viele sich fragen, wie man im Hier und Jetzt glücklich wird? Hygge ist jedenfalls ein Lifestyle-Trend: die dänische Antwort auf den Alltagsstress, ein einfacher Weg zu Gemütlichkeit und Geborgenheit.

Für mich war die Arbeit am Buch sehr hyggelig. Ich habe die Einleitung verfasst, die erklärt, warum Hygge in unserer hektischen Welt so guttut und warum die Dänen zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen. Ich beschreibe, wie sich Hygge im Jahreslauf verändert, vom Sommerhaus-Urlaub bis zu Weihnachtsbasteleien. Und viele Däninnen erklären, warum Handarbeiten sie so entspannt.

Ich habe Dutzende von Dänen gefragt, was für sie persönlich Hygge ausmacht. Auf meine erste Rundmail bekam ich die unterschiedlichsten Antworten, darunter die Überlegungen eines Geschäftsführers zu Hygge am Arbeitsplatz und die gesammelten Gedanken einer ganzen Schulklasse!

Die Antworten haben mir gezeigt, dass es trotz aller Unterschiede ein paar grundlegende Dinge gibt, die Hygge-Stimmung fördern. Genaueres steht im Buch, aber ich kann schon verraten, dass kreative Beschäftigung oft dazugehört! Das interessierte mich natürlich besonders, also habe ich Kursteilnehmerinnen meiner Lieblings-Handarbeitsschule hier auf Møn interviewt. An den Zuschneidetischen und Nähmaschinen entstanden angeregte Gespräche über Hygge, vom Frauenleben in den Siebzigern bis zu Schilderungen vom letzten Stricktreff. Auch meine eigenen Erfahrungen in Dänemark fließen in das Buch ein. Darunter Kochabende auf dem Land und in Kopenhagen, Einblicke in die Schlafzimmerdeko kreativer Däninnen und ein Gespräch mit der Malerin Lise Meijer zum Thema, wie man im Badezimmer Hygge schafft.

Lavendelherzchen zum Selberstricken

Heute möchte ich allen danken, die mit ihren Gedanken und Tipps zum Buch beigetragen haben: Tusind tak for hjælpen!

Lieben Dank auch an das Team vom frechverlag, der im März mit der Idee auf mich zukam, allen voran meiner Produktmanagerin Lisa-Marie Weigel für die hyggelige Zusammenarbeit!

Knapp drei Monate existierte das Buch für mich nur virtuell, von der Verlagsanfrage bis zur Manuskriptabgabe. Jetzt liegt es vor mir, in Hardcover, 176 Seiten stark und über 800 Gramm schwer. Mit meinen Texten und mit mehr als 40 Anleitungen für hyggelige Handarbeiten, von der genähten Patchworkdecke über das gestrickte Kuschelschaf bis zum gehäkelten Loopschal. Alle Handarbeitsanleitungen stammen von drei ausgewiesenen Expertinnen, ein Schnittmusterbogen ist auch dabei.

Noch bevor ich mein Werk selbst in der Hand hatte, kam schon die erste Rückmeldung hier auf meinem Blog. Ulrike vom Nordseeblog Watt & Meer hat sich das Buch gekauft und findet es „entzückend“ 🙂

Jetzt bin ich natürlich gespannt, was ihr zum Thema sagt! Braucht ihr mehr Hygge in eurem Leben? Womit macht ihr euch die kalte Jahreszeit gemütlich? Hättet ihr Lust auf Handarbeiten?

Einen hyggeligen Herbst wünsche ich euch allen!

P. S. Im Mai habe ich das Buch hier auf meinem Blog angekündigt.
Als kleinen Teaser gibt es hier ein deutsch-dänisches Hygge-Lied 🙂

P. P. S. Im April 2018 ist das Buch auf Dänisch erschienen! Zu bestellen zum Beispiel hier bei Saxo. Oder fragt im Buchladen eures Urlaubsortes danach.

Spaß mit Pflanzendruck

Ich habe mal wieder eine neue Kreativtechnik ausprobiert: Ecoprint und Sunprinting. Zwei verschiedene Möglichkeiten, um Stoffe mit Hilfe von Pflanzen zu färben und zu gestalten. Ob zarte Blütenabdrücke oder filigrane Blattsilhouetten, die Ergebnisse waren ziemlich zauberhaft 🙂

Die Gelegenheit bot sich vor Kurzem am Kursuscenter Emilielunden, der Handarbeitsschule auf Møn, wo ich seit ein paar Jahren an Nähkursen teilnehme. Gastlehrerin des Wochenendkurses war Mette Back und dank ihrer Anleitung konnten sieben neugierige Teilnehmerinnen schnell loslegen.

Beim Sunprinting färbt man Stoffe und dekoriert sie nachträglich mit den Silhouetten von Pflanzenteilen (oder anderen interessant geformten Gegenständen). Helle Baumwollstoffe, Leinen oder Seide sind gut geeignet. Die Pflanzen sollte man ein paar Tage vor Verwendung sammeln und etwas pressen, denn nur die flachen Teile hinterlassen Abdrücke.

Man breitet die Stoffe auf einer geeigneten Unterlage aus und steckt sie am besten mit Nadeln fest, damit sie glatt liegen. Man besprüht die Stoffe mit Wasser, damit sie leicht feucht sind. Danach bemalt man sie mit Textilfarbe (wir verwendet Farben und Bindemittel von Uniprint; ich weiß leider nicht, wie die Materialien in Deutschland heißen). Anschließend legt man die Pflanzenteile auf den Stoff und fixiert kritische Stellen mit Stecknadeln, damit sie sich nicht vom Stoff lösen.

Sunprinting: Ich experimentiere u. a. mit Farn, Plastikperlen und Pappbuchstaben.

Und dann heißt es: abwarten, bis der Stoff ganz trocken ist, und auf keinen Fall vorher die Pflanzen anheben. Denn unter den Pflanzen bleibt der Stoff länger feucht. Um das auszugleichen, ziehen die umliegenden Stoffbereiche die Farbe unter den Pflanzen hervor. Und wenn man dann – in der Sonne nach ein-zwei Stunden, in einem geschlossenen Raum nach einem Tag – endlich die Pflanzen absammeln kann, kommen fast röntgenartige Bilder zum Vorschein.

Ecoprinting ist eine völlig andere Technik. Hier verwendet man Farbstoffe, die die Pflanzen selber abgeben. Die Ergebnisse sind weniger berechenbar, verschwommener, aber mir gefallen sie vielleicht noch besser. Als Untergrund eignen sich helle Seiden-, Woll-, Baumwoll-, Leinen- oder Viskosestoffe. Pflanzen, die erfahrungsgemäß gut Farbe abgeben, sind z. B. Eukalyptusblätter, Zwiebelschalen, Rosenblätter, Geranien- und Stiefmutterblumen und das Laub vieler Bäume von Ahorn über Buche bis zu Zwetschge. Auch diese Pflanzenteile werden ein paar Tage vor der Verwendung gepresst, wobei es wichtig ist, sie in Plastik einzupacken, damit sie nicht austrocknen.

Man breitet die Stoffe aus und besprüht sie mit einer Mischung aus einem Teil Wasser und einem  Teil Essig. Die Pflanzenteile taucht man in eine Eisen- oder Kupfersulfatlösung (5 ml Sulfat in einem Liter Wasser verrühren) und tupft sie auf einem alten Handtuch ab. Dann verteilt man sie auf dem Stoff. Der Stoff wird anschließend auf einen Stab (z. B. abgesägter Besenstiel) aufgerollt und fest mit Baumwollstreifen umwickelt (Schnur geht auch, hinterlässt aber Abdrücke). Anschließend legt man die Stoffrollen in Wasserdampf. Der Dampf und die Sulfate sorgen dafür, dass die Farbstoffe aus den Pflanzen in den Stoff übertreten. Nach zwei Stunden im Dampf heißt es auspacken!

Wer will, kann auch noch ein Stück frisch gefärbten Stoff mit in die Rolle wickeln, dann bekommt man farbigen Stoff mit zusätzlichen Pflanzenabdrücken.

Ich habe bei dieser Gelegenheit entdeckt, dass mir Zwiebelschalen ganz ausgezeichnet stehen. Die Schalen von roten und gelben Zwiebeln, teils in Eisen-, teils in Kupfersulfat getränkt, auf Seide verteilt und einmal gefaltet, ergaben ein farbenfrohes Stück Stoff.

Nun freue ich mich umso mehr darauf, dass im Herbst der Nähkurs wieder anfängt. Ich will mir unbedingt ein seidiges Zwiebeltop nähen!

Habt ihr auch Spaß an solchen Kreativprojekten? Beides Druckverfahren sind nicht schwer und ich glaube, sie würden auch mit Kindern Spaß machen.

Einen schönen Sommer voller Blüten und Blätter wünsche ich euch 🙂

Ein deutsch-dänisches Hygge-Lied

Auf hygge reimt tygge, aus gutem Grund:
Essen macht glücklich und gesund.
Tygge heißt kauen,
brygge heißt brauen,
wer hat nicht gerne was Leckres im Mund?
Ein Haus für die hygge,
hübsch anzuschauen,
das lasst uns bygge,
denn bygge heißt bauen.
Dazu hægge im Garten –
Traubenkirschbäume –,
ihr Duft füllt die Räume
und Vögelchen warten
darauf, von den Früchten
zu hugge, zu klauen.
Wenn sie sich trauen!
Wir schaukeln im Schatten
– den nennen wir skygge
in Hängematten
und träumen und dichten
und das ist hygge.

Carmen Wedeland, Møn 2017

Diese kleine Perle der Literatur habe ich letzte Woche produziert. Sie wird Teil des Buches „Handmade Hygge“, das am 11. September im frechverlag erscheint. Nach dem sprachlichen Exkurs geht es ans Eingemachte. Ich beantworte Fragen, die die Welt beschäftigen:

  • Wieso sind die Dänen so glücklich?
  • Weshalb ist Hygge die Geheimwaffe für Gestresste?
  • Warum solltest du heute noch einen Strickklub gründen?
  • Und: Was ist hyggeliger als Handarbeiten? (Auflösung ganz unten)

An den letzten Hygge-Texten häkele ich gerade fleißig herum, während Handarbeitsexpertinnen die Anleitungen schreiben. Wenn ihr wirklich gern wollt, könnt ihr das Buch aber jetzt schon vorbestellen, beim Verlag oder bei Amazon. Habe ich vor ein paar Tagen wohl auch schon erwähnt, da habe ich das Buchprojekt schon einmal angekündigt 🙂

Handmade Hygge: Strick-, Häkel- und Nähprojekte zum Wohlfühlen. Mit Schnittmusterbogen Von Carmen Wedeland, Barbara Sander, Manuela Seitter und Eva Scharnowski. Gebundene Ausgabe – erscheint am 11. September 2017.

Auflösung zur Frage: Was ist hyggeliger als Handarbeiten?
Handarbeiten, Essen und Reden gleichzeitig.

Im September erscheint mein Buch

Heute darf ich eine freudige Nachricht verkünden: Im September erscheint mein Buch! Ein Verlag hat mich entdeckt und ich bin fleißig am Schreiben. Ich bin selber noch ganz überrascht!

Mich erstaunt nicht so sehr das Timing (die Anfrage kam Ende März und jetzt, Ende Mai, liege ich in den letzten Zügen des Manuskriptes). Und mich erstaunt kaum, dass ich entdeckt wurde, auch Verlagsleute lesen Blogs 😉

Nein, überrascht hat mich das Thema! Es ist weder märchenhafte Fantasy noch schauderhafte Kurzgeschichten – das Genre, an dem ich seit Jahren arbeite. Und doch passt das Thema perfekt zu meinem Blog, zu meiner kleinen dänischen Insel und zu der Freude, die ich empfinde, wenn ich mein Leben hier kreativ gestalte.

Ich schreibe über Hygge, das selbstgemachte Alltagsglück, den Trend zum heimeligen Wohlbefinden, der von Dänemark aus die Welt erobert. Den Wert der kleinen Pausen, die Chance, sich selbst eine Auszeit zu gönnen, im Hier und Jetzt, wo wir auch sind. Und die Befriedigung, die man spürt, wenn man Schönes in Ruhe geschaffen hat. Denn das Buch handelt von … Hygge und Handarbeiten!

Handmade Hygge: Strick-, Häkel- und Nähprojekte zum Wohlfühlen. Mit Schnittmusterbogen. Autorinnen: Carmen Wedeland, Barbara Sander, Manuela Seitter und Eva Scharnowski. Gebundene Ausgabe.

„Handmade Hygge“ erscheint am 11. September 2017 im frechverlag,  mit seiner Reihe TOPP Deutschlands führender Verlag in Sachen Handarbeiten und Kreativ-Ratgeber. Ihr könnt das Buch schon jetzt bestellen, zum Beispiel direkt hier beim Verlag oder bei Amazon.

Auf vielen schön bebilderten Seiten lest ihr zum Beispiel über …

  • Selbstgemachtes Alltagsglück: Was wir von unseren Nachbarn im Norden lernen können
  • Strikkehygge & Co.: Warum Handarbeiten glücklich macht
  • Gemütlich ist, wie du es magst: Hygge rund ums Haus

Ich gebe praktische Tipps, wie man die verschiedenen Räumen seines Hauses hyggelig gestalten kann. Und viele Dänen erzählen, was sie im Alltag glücklich macht. Dafür habe ich meine sämtlichen Bekannten hier interviewt und anschauliche, schöne Beschreibungen bekommen. Man hat sofort Lust, mit der Familie Brombeeren zu pflücken, Kuchen zu backen und ihn seinen Freundinnen zum Handarbeitstreff zu servieren!

Das Buch enthält Anleitungen für etwa 40 hyggelige Strick-, Häkel- und Nähprojekte.  Von warmen Wollsocken bis zu wunderschöner Wohnungsdeko ist für jeden Geschmack etwas geboten. Ich freue mich schon, die Nähmaschine anzuwerfen und ein paar der Projekte nachzunähen. Oder endlich (wieder) stricken zu lernen, nach dem ersten und einzigen, misslungenen Pullover meiner Jugendjahre. Zu eurem Glück sind die Anleitungen nicht von mir, sondern der Verlag hat drei Fachautorinnen engagiert, die mit Erklärungen, Bildern und Schnittmusterbögen auch Anfängerinnen Lust zum Ausprobieren machen. (Und Anfängern. Ja, Männer, traut euch!)

In den nächsten Wochen werde ich noch ein bisschen vom Entstehungsprozess des Buches erzählen und den einen oder anderen Auszug veröffentlichen. Jetzt muss ich erstmal weiterschreiben! Hier noch einmal die Beschreibung auf Amazon und der dezente Link zum Vorbestellen 😉 Liebe Grüße von der Insel, Carmen Wedeland

Die Dänen gehören zu den glücklichsten Menschen auf der Erde. Der Grund dafür ist „Hygge“ – die dänische Lebenskunst.

Sich es zu Hause gemütlich zu machen, bei einer Tasse Kakao Wind und Wetter zu trotzen, das Leben zu genießen und sich Zeit zu nehmen für sich selbst und seine Lieben – all das und viel mehr bedeutet „Hygge“. Mit diesem Buch hast du es nun selbst in der Hand, „Hygge“ in dein Leben zu holen.
In ihm findest du mehr als 40 Näh-, Strick- und Häkelprojekte zum Wohlfühlen. Was kann hyggeliger sein als dein Handarbeitsprojekt, für das du den hektischen Alltag vergisst und in dem du bei einer Tasse Tee ganz versinken kannst? Es geht nicht um Perfektion – das Hauptziel ist „Hygge“. Und das Schönste ist: Wenn das Projekt fertig ist, verbreitet es weiterhin „Hygge“, noch jahrelang.
Neben den Handarbeitsprojekten bekommst du in kurzen Texten von der in Dänemark lebenden Autorin Carmen Wedeland einen authentischen, stimmungsvollen Einblick in den Hygge-Kosmos.

Mach’s dir hyggelig!

  • Gebundene Ausgabe: 172 Seiten
  • Verlag: Frech; Auflage: 1 (11. September 2017)
  • ISBN-10: 3772481183
  • ISBN-13: 978-3772481185
  • Preis: 19,99 Euro

Jetzt hier bestellen, im September freuen 🙂

Update, 30.05.17:
Als kleinen Vorgeschmack habe ich ein deutsch-dänisches Hygge-Lied veröffentlicht 🙂

Kleine Welten auf der Wohnzimmerkommode

Bakkegaard Møn Zengarten Wedeland 005Nun ist es bald ein Jahr her, dass ein „Zengarten“ in mein Wohnzimmer zog. Ein flacher Kasten, gefüllt mit feinem Kies. Es tut gut, die kleine Harke zu nehmen und einfach mal Spiralen zu ziehen.

Wie es sich für eine Fantasyautorin gehört, lasse ich meinen Kieskasten allerdings selten im zenmäßigen Zustand. Alle paar Wochen wird umgebaut. Von mir selbst, meinen Besuchern oder auch den Gästen der Pension auf Møn, in der meine Wohnung liegt.

So sind aus den immer gleichen Materialien ganz unterschiedliche Welten entstanden. Hier ein kleiner Rückblick:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wollt ihr euch auch so einen „Zengarten“ ins Haus holen?
Mehr zur Entstehung und zu den Materialien steht hier:
Erschaffe deine eigene Traumwelt.

Was für Welten würdet ihr bauen?

Was Schriftsteller von Schneidermeistern lernen können

Ich stehe hier stolz wie Oskar in meinem ersten selbst gefertigen Kleidungsstück. Sieht aus wie eine Daunenweste, ist aber aus Recyclingmaterial: Reste von IKEA-Bettüberwürfen, -Kissenhüllen und den dazugehörigen Stoffsäckchen wollten zu neuem Leben erweckt werden. Nebenbei passt das Outfit perfekt zu meinem Sofa, genau wie meine Laptophülle und meine Wärmeflaschentasche.

Die Weste war mein Projekt für einen Nähkurs, den ich gerade abgeschlossen habe. Hier auf Møn gibt es eine sehr gute Schneidermeisterin, Charlotte Wiegand, die in ihrem Kursuscenter Emilielunden Anfänger und Fortgeschrittene unterrichtet. Mein Kurs bestand aus einer unerfahrenen Mittvierzigerin – mir – und einem munteren Trupp älterer Damen, die in meinen Augen unglaublich professionelle Dinge fabrizierten und mir blutiger Anfängerin erstmal zeigen mussten, wie man die Stoffschere richtig hält. Egal, ich lerne und es macht Spaß!

Natürlich wollte ich mich mit dieser kreativen Betätigung vor allem auch vom Romanschreiben ablenken, aber wie schon bei meinem Sommerjob als Rezeptionistin, musste ich feststellen, dass man auch beim Nähen vieles lernt, das einem beim Schreiben zugute kommen kann.

Geduld für gründliche Vorarbeit

Überlegen, was du nähen willst, warum dir das Teil gefallen würde, ob es einen besonderen Stoff braucht oder durch einen ausgefallenen Kragen besticht. Passende Stoffe und Fäden beschaffen, vielleicht auch noch Futter, Schrägband und Reißverschlüsse. Deine eigenen Maße nehmen, am besten mit sachkundiger Hilfe. Ausgangs-Schnittmuster an deine tatsächlichen Maße anpassen. Zusammenkleben, anprobieren, justieren, dann erst im Stoff ausschneiden und nochmal zusammenstecken, anprobieren, justieren! Das alles dauert Stunden und du hast noch keinen einzigen Stich genäht!

Beim Schreiben gut überlegen, was deine Botschaft sein soll, was das Spannende an der Geschichte ist und in welcher Form sie sich darstellen lässt. Dann Material sammeln, recherchieren, ordnen, Schauplatz und Charaktere anlegen. Dann Handlung planen, überlegen, ob sie alle Inhalte wiedergibt, probieren, ob er für den unbeteiligten Leser verständlich wäre, Löcher ausbessern! Das alles dauert Wochen und du hast noch kein einziges Wort geschrieben!

Der gute Zuschnitt ist wichtig

Jeder Zentimeter zuviel oder zuwenig kann sich rächen, weil nachher das Kleidungsstück an den unmöglichsten Stellen zwickt oder Falten wirft. Egal wie toll der Stoff und wie mühsam das Nähen, du wirst es ganz hinten im Kleiderschrank verstecken.

Überleg dir genauso gut, wie viele Figuren du in dein Buch zwängst, wie viel Weltenbeschreibung du unterbringst und wie du den Spannungsbogen aufbaust. Es wäre doch schade, wenn der Leser überfordert ist oder sich langweilt – und dein Buch ganz hinten im Regal versteckt.

Noch mehr Geduld für saubere Ausführung

Wieder auftrennen, wenn eine Naht nicht ordentlich sitzt. Alles von vorn, wenn du ein Stück Stoff aus Versehen falschrum angenäht hast. Eine Woche warten, bis der Faden nachgeliefert wird, der dir ausgegangen ist. Wirklich sorgfältig an Details arbeiten, wie Schrägband und Reißverschluss. Von der Ferne sieht man das nicht alles, aber wenn du das Kleidungsstück am Leib trägst, wirst du dich ewig ärgern, wenn mittendrin Fäden rausstehen, Muster schief laufen oder du vergessen hast, einen Aufhänger einzunähen, bevor du den Kragen befestigt hast.

In diesem Sinne: Texte gut formulieren, schöner Sprachrhythmus, keine Klischees oder Sachen, die nicht in die Zeit oder Welt passen. Stimmige Überschriften, nachvollziehbare Entwicklungen, keine Tippfehler. Der begeisterte Leser wird vielleicht nach sieben Kapiteln die eine oder andere Scharte gnädig übersehen. Aber es wird dich selbst stören, wenn du es mit einmal mehr Zurücktreten und Drüberschauen leicht hättest optimieren können.

Habt ihr ein Hobby, das euch beim Schreiben oder bei eurer Arbeit weitergeholfen hat?