Heute ist „Black Friday“. Der Tag der Schnäppchen, der Tag des Kaufrausches. Einer der umsatzstärksten des Jahres, vor allem in den USA, wo die Tradition herkommt. Dort ist der Black Friday ein Brückentag, er liegt zwischen Thanksgiving und dem Wochenende, das der Adventszeit vorausgeht. Ab diesem Tag schreiben viele Geschäfte schwarze Zahlen.
In Europa ist der Black Friday erst vor wenigen Jahren angekommen, aber auch hier klingeln heute die Kassen, zu Rabatt-Reklamen genauso wie zum Jingle-Bells-Gedudel. Überall glitzert es, überall soll man Geschenke kaufen, sich Schönes gönnen, Schnäppchen jagen. Ein vorgezogener Start ins Weihnachtsgeschäft … war dieser Tag wohl mal. Inzwischen gibt es ja rund ums Jahr Anlässe zum Shoppen.
Es gibt aber auch Gegenbewegungen. Den Green Friday, den z. B. die Stadt Kopenhagen ausgerufen hat: Tauschbörsen, Bastelworkshops und Second-Hand-Verkäufe zelebrieren Nachhaltigkeit statt Konsum. Den Kauf-Nix-Tag verschiedener Gruppierungen. Und kirchliche Stimmen, die daran erinnern, dass übermorgen erstmal Totensonntag ist, dass danach der Advent zur inneren Vorbereitung dient und Weihnachten erst nach Heiligabend beginnt.

Solgt – verkauft: Für welchen Preis?
Mich stressen all die Konsumaufforderungen schon länger. Sie sind ein Grund, warum ich inzwischen lieber auf dem Land lebe als in der Großstadt. Mit Blick auf Wiesen und Gewässer statt auf Schaufenster und Coffee-Shops, wo ich bei jedem Schritt eine Konsumentscheidung treffen muss. Ich habe meine Freizeit am Black Friday besinnlich verbracht: mit einem Spaziergang im Wald. Hier steht nicht neben jeder Tanne ein Losverkäufer, neben jedem schönen Objekt ein Preisschild. Ich kann beim besten Willen im Wald nichts kaufen. Green Friday pur – ein bisschen grün und vollkommen frei.
Ich hatte zwar überlegt, ob ich in unser Inselstädtchen fahren und ein Schnäppchen machen sollte. Die teuren Gummistiefel mit dem guten Profil, um die ich schon länger herumschleiche. Schöne Dinge aus dem Stoffladen. Oder ganz einfach den Wocheneinkauf. Aber ganz ehrlich: Ich bin schon 30 Jahre ohne Gummistiefel durch den Matsch gelaufen. Habe mehr Stoffe im Schrank als Zeit zum Nähen. Und bloß weil ich nur noch eine Stange Lauch und drei Zwiebeln im Gemüsefach habe, mag ich nicht zweimal 17 km Auto fahren.
Im Gegenteil, ich habe beschlossen, dass ich ab heute ein Experiment starte. „White Week“ könnte man es nennen, auch wenn der Begriff schon anderweitig gebrandet ist. Ich meine damit eine Woche mit leerem Einkaufszettel. Denn meine Küche quillt über von Konserven und Gläsern, Tiefgekühltem und Getreideprodukten. Ich glaube, ich kann für mehrere Tage Pizza backen, Auflauf machen und Falafel fabrizieren, bevor ich auch nur mein Gehirn anstrengen muss.
Der eine Lauch und die Zwiebeln werden den Ehrenplatz in meinem Speiseplan bekommen. Mit Glück finde ich im Garten noch ein paar Äpfel. Weiteres frisches Obst und Gemüse werde ich vermissen. Aber die vielen Reklamen und das Gedudel nicht.
Wie nutzt ihr den Black Friday, was erhofft ihr euch von der Vorweihnachtszeit?
Liebe Grüße von der Insel, Carmen Wedeland
Liebe Carmen, der Black Friday ist völlig an mir vorbeigegangen (aber ich habe eh keinen großen Spaß am Konsumieren). Du hast ihn toll genutzt… und ich zähle schon die Stunden, bis der derzeitige Arbeitsstress vorbei ist und wir nach DK aufbrechen. Da will ich ein paar Tage nur die Stille hören und die Nordsee … und vielleicht kauf ich auch ein paar Kerzen 🙂 Eins muss ich allerdings sagen: Gummistiefel sind eine Wucht. Ich könnte kaum ohne leben. Liebe Grüße, Stefanie
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