Insel der Kunst

Møn scheint Künstler magisch anzuziehen, so wie manche anderen ganz speziellen Orte auf der Welt. Ist es das Licht, der weite Himmel, das offene Meer? Sind es die steinzeitlichen Gräber oder die Stockrosen vor den Fachwerkhäusern, die  sanften Hügel im Westen oder die schroffen Kreidefelsen im Osten? Oder doch nur die Möglichkeit, einen aufgegebenen Bauernhof günstig zu kaufen und zum Wohnhaus mit Werkstatt umzubauen?

Unter den rund 10.000 Inselbewohnern gibt es jedenfalls erstaunlich viele Maler und Fotografen, Glas-, Keramik-, Metall- und Steingestalter, Textil- und Holzkünstler (von den Schriftstellern und Musikern, Film- und Theaterleuten ganz zu schweigen). Die Pension Bakkegaard Gæstgiveri Møns Klint, in der ich wohne, ist gleichzeitig eine Galerie, zu der über ein Dutzend Künstler beigetragen haben, und meine Vermieter malen im Winter, während ich schreibe. Wer kreativ sein will, ist hier gut aufgehoben 🙂

Am zweiten Adventswochenende wurde mir noch einmal bewusst, in welcher kreativen Ecke ich gelandet bin: Da fand bei uns wieder die „Østmønske Julerute“ statt. Künstler und Kunsthandwerker im Osten von Møn öffneten ihre Ateliers und Werkstätten für Besucher. Ich nutze die Gelegenheit immer gern, um ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen!

Man kann schöne und erstaunliche Dinge sehen und nach Weihnachtsgeschenken Ausschau halten. Man kommt in liebevoll hergerichtete alte Gebäude hinein und kann es sich bei Kaffee, Kuchen und Glühwein gemütlich machen. Und vor allem kann man sich mit den Künstlern unterhalten und sehen, wie und wo sie ihre Werke herstellen.

Ich liebe diese Gespräche und habe daraus viel Inspiration für mein Buch gezogen. Wenn sowohl die Glaskünstlerin als auch die Strickkünstlerin sagen, dass sie im Dialog mit der Materie arbeiten – dass Kunst nicht komplett planbar sei, dass das Schönste sei, wenn man im Zusammenspiel mit dem Glas bzw. der Wolle etwas ganz Neues schafft, das einen selbst überrascht – dann muss ich wohl auch meinen Romanfiguren freie Hand lassen und mich allenfalls als Co-Autorin an meinem eigenen Buch verstehen!

Kommt doch mal auf Møn vorbei – auch im Sommer kann man viele der Ateliers besuchen, und die schöne Natur gibt’s obendrauf 🙂

Die Schönheit des Augenblicks

Ich glaube, jetzt ist wieder eine große Dosis Fotos fällig.

Es gäbe so viel Kritisches zu sagen, so viel Wichtiges zu schreiben, so viel Dringendes zu tun. Doch heute bin ich müde, vielleicht weil die Nächte länger werden und der Sommer vorbei ist. In den letzten Tagen gab es viele gute Begegnungen, und ich habe einiges geschafft, worauf ich stolz bin. Anderes habe ich vernachlässigt, was ich bedaure. Und immer wieder heißt es Abschied nehmen, von lieben Menschen, von Orten und Dingen, die einmal wichtig waren, vom Traum einer heilen Welt.

Alles ist flüchtig.

Wir haben nur den Augenblick, in dem wir gerade sind.

Und dieser Augenblick ist oft wunderschön – wenn wir dafür empfänglich bleiben, uns nicht mit Sorgen und Grübeln und Bedauern zuschütten, so dass uns selbst der vollkommenste Moment entgleitet.

Ich bin dankbar für die vielen wundervollen Augenblicke, die ich dieses Jahr wieder auf meiner Trauminsel und anderswo erleben durfte. Neben lieben Menschen und kreativen Spielereien ist es besonders die Natur, die mich immer wieder glücklich macht, der lichte Buchenwald im Frühling, tiefblauer Himmel über den Kreidefelsen, das Gesumme in der Böschung, der sonnengroße Mond gestern Nacht über der Straße.

Eine Auswahl dieser Naturmomente möchte ich heute mit euch teilen:
50 Fotos von der Insel Møn, Januar bis September 2015.

P. S. Ja, diesmal alles hochkant. 120 Møn-Bilder im Querformat findet ihr im Beitrag „Nur schnell ein paar Fotos“ vom Januar 2015.

Update: Inzwischen gibt es noch mehr Momentaufnahmen aus Møn.
Update 2: Nochmal hundert bunte Inselbilder.
Update 3: Wieder 99 Naturaufnahmen.
Update 4 bis x:
75 Frühsommerfotos
93 Dänemark-Bilder
22 Winter-Visionen

Drei Meter Handlungsplan

Heute möchte ich euch eins meiner Lieblingswerkzeuge beim Romanschreiben vorstellen. Es füllt die komplette Wand gegenüber meinem Schreibtisch:

Handlungsplan Roman roter Faden

Der Drei-Meter-Handlungsplan 🙂

„Warum Handlungsplan?“, fragt ihr vielleicht.

Viele Autoren schreiben nach Gefühl drauflos, die Handlung ihres Buches haben sie im Kopf oder sie entwickelt sich beim Schreiben, am Ende wird alles überarbeitet (oder auch nicht).

Ich fühle mich mit einem klaren Plan wohler – zumindest bei meinem Fantasy-Romanprojekt. Denn dessen aktuelle Fassung hat fünf Hauptfiguren, aus deren Perspektiven berichtet wird – da muss man den Überblick behalten, wie sich die Geschichte aus Sicht jeder Figur entwickelt. Ich habe diverse Handlungsstränge, Geheimnisse und Konflikte, die logisch aufgebaut und gelöst werden wollen.

In der Ideenfindungsphase habe ich auch einfach drauflosgeschrieben – allerdings nur Stichworte, Dutzende Seiten davon: zu meiner Fantasy-Welt und ihren Bedingungen, zu meinen Figuren und ihren Beziehungen, zu meinen Metaphern und Kernaussagen. Ich habe Schlüsselszenen entworfen, die unbedingt vorkommen sollten; der Wendepunkt in der Mitte und der Höhepunkt kurz vor Ende waren mir schon klar, lange bevor ich die Anfangsszenen plante. Auf diese Punkte soll alles hinauslaufen – und der Leser soll sich an die Stirn fassen und sagen: Ja klar – warum habe ich das nicht gleich geblickt?

Dazu muss die Geschichte stimmig sein.

Allerdings ist es mir beim Schreiben oft passiert, dass ich selbst meine Handlung nicht mehr durchschaute – auch nachdem ich fünf von zehn Hauptfiguren gestrichen hatte.

Handlungsplan Roman Gliederung Textverarbeitung

Gliederung und Textanfang im Open Office Writer

 

Selbst auf einem großen Computerbildschirm kann man nicht alles im Blick behalten …

 

Handlungsplan Roman Seitenüberblick Textverarbeitung

alle Stichwortseiten auf einmal, Versuch in Word

 

…. oder wenn, dann erkennt man keine Details mehr!

 

 

Handlungsplan Roman Gliederung Papyrus Autor

Gliederung, Text und Notizen in Papyrus Autor

 

Mit einer speziellen Schreibsoftware geht es um Längen besser – mit dieser hier kann man zum Beispiel auch Zeitleisten abbilden. Das ist einen eigenen Blogeintrag wert, kommt später!

 

 

Trotzdem: Die Situation war unbefriedigend.

Handlungsplan Roman SzenenzettelIrgendwann kam ich darauf, alle wichtigen Handlungsbestandteile auf kleine Zettel zu schreiben. So à la „Hauptfigur kommt am Schauplatz an“, „das Geheimnis der Insel wird gelüftet“, „die Welt steht kurz vorm Untergang“ usw. Es wurden unglaublich viele Zettel, es ging unglaublich langsam, aber mir half es, das Material in der Hand zu haben, es durchzuarbeiten, herumzuschieben. So fiel mir etwa auf, dass ich viele Elemente fusionieren konnte: Aus „das Geheimnis der Insel wird gelüftet“ und „die Welt steht kurz vorm Untergang“ ließ sich zum Beispiel eine Szene machen. Schließlich hatte ich 60 Zettel, jeder beschreibt in ein bis vier Sätzen eine Szene meines Handlungsentwurfs.  (Eine Szene ist eine Einheit, die aus der Perspektive einer Figur geschrieben ist, mehrere Szenen bilden bei mir ein Kapitel.) Ich habe die Szenen je nach Perspektivfigur farbig markiert.

Handlungsplan Roman auf KüchenfußbodenDann wollte ich alles vor mir ausbreiten. Letztes Jahr ging das nur auf dem Küchenfußboden. Es wurde eine wahrlich kreative Woche: Ich ging in meinem Buch herum, ich platzierte gläserne Leuchttürme und blonde Schurken darin, ich fand den roten Faden und übertrug alles in den Computer, gefüllt mit immer mehr Details. Leider bekam ich wenig zu essen, weil ich so schlecht an den Herd oder den Kühlschrank kam.

 

Doch dann konnte ich meine Schreibwerkstatt einrichten! Noch bevor mein geliebter Sechs-Meter-Schreibtisch entstand, ging ich zum Inselschlosser und ließ mir drei Stahlplatten nach Maß zurechtschneiden. Der Autolackierer daneben sprühte sie ein, über der farbigen Schicht ist durchsichtiger Tafellack. An diesem Punkt gebe ich gerne zu: Ein Whiteboard wäre einfacher und billiger gewesen. Aber meine Schreibwerkstatt soll nach Werkstatt aussehen, nicht nach Büro! Und meine Kreidefelsen-Fantasy soll mit Hilfe von Kreide entstehen 🙂 Da die Variante vom Strand doch etwas bröckelt, wurde es normale Tafelkreide, außerdem kaufte ich ca. 200 kleine Magnete.

Der Rest ging fast von allein:

Jede Hauptfigur bekam ihre eigene Zeile, so dass man die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven getrennt verfolgen kann. Die Haupt-Hauptfigur in der mittleren Zeile hat 20 Szenen, die anderen je acht bis 12 – hoffentlich hilft das dem Leser genauso bei der Orientierung wie mir. Ganz am Anfang steht noch eine separate Magnettafel, wo momentan die Landkarte meiner Fantasy-Insel und die Hobbymalerversion eines möglichen Titelbildes hängen; hier könnte man auch Fragen oder Prämissen notieren.

Nachdem ich alles chronologisch angeordnet hatte, ging ich noch etwas davor auf und ab, betrachtete die Abläufe, stimmte sie mit der Planung im Computer ab. Dabei wurden mir selbst einige Bezüge und Wendungen erst richtig klar – sowas lässt sich dann schnell mit Kreide notieren. Am Ende drapierte ich den roten Faden, damit ich beim Schreiben keine Szene vergesse. Das Ungeheuer tauchte übrigens von selbst an der richtigen Stelle auf – und morgens lächelt es mich voll Tatendrang an, wenn ich aus dem Schlafzimmer komme 🙂

Ich fasse zusammen:

„Warum Handlungsplan?“

Mein Handlungsplan hilft mir, beim Romanschreiben den Überblick zu bewahren, Inhalte zu fusionieren, Details aufzufüllen, kurz: die Geschichte stimmig aufzubauen.

Und warum gleich drei Meter davon?

Mir hilft es tatsächlich, die Szenen anzufassen, sie herumzutragen, vor der Geschichte auf- und abzugehen und so den eigenen Standpunkt zu wechseln. Je mehr Sinne man einsetzt, desto kreativer wird man! Es hat Spaß gemacht, und der Anblick erinnert mich täglich daran, für was ich eigentlich hier bin. Und wenn Besuch kommt, machen drei Meter Handlungsplan einfach was her 🙂

Wie arbeitet ihr denn so?

Eine Saison im „Sommerhaus“

Anfang Juni begann auf Møn der Sommer. Die Sonne schien Tag und Nacht, es wurde warm, die ersten Touristen rollten heran. Ja, die Sonne schien wirklich Tag und Nacht – in den „Weißen Nächten“ von Juni bis August geht sie nur knapp unter, ein Streifen Licht zieht sich auch nach Mitternacht über den nördlichen Horizont. Und ja, es wurde wirklich warm – erst 20 Grad, später 27, nicht so schwül wie letztes Jahr, sondern genau richtig, um mittags am Strand zu liegen und abends mit einem Glas Wein auf der Wiese zu sitzen. Ich erwähne das nur, weil ich öfter besorgte Anfragen bekomme, ob ich so hoch im Norden nicht erfriere und ob ich nicht gern etwas von den Temperaturen im Süden abhätte. Nej tak – behaltet eure Hitzewellen für euch – nur ein wenig Schnee für den Winter dürft ihr gern schicken!

Anfang Juli begannen dann die dänischen Sommerferien. Sechs Wochen (weitgehend) schönes Wetter, sechs Wochen Ausnahmezustand! Mein Eindruck ist: Alle Dänen machen gleichzeitig Urlaub, natürlich abgesehen von denen, die in Hotels und Sehenswürdigkeiten schuften. Die meisten Dänen verbringen zumindest einen Teil dieses Urlaubs in ihrem Sommerhaus. Idyllisch gelegen, oft liebevoll ausgestattet und gerne auf einem Inselchen – es geht darum, der Stadt zu entfliehen (jeder fünfte Däne wohnt im Ballungsraum Kopenhagen).

Der Weiler, in dem ich wohne, besteht aus zwei oder drei ganzjährig bewohnten Häusern und dreimal so vielen Sommerhäusern. Viele sind mit Reetdach gedeckt, am Zaun blühen die Rosen, und Kinder verkaufen Eis oder Saft an vorbeifahrende Touristen. Die Familie grillt im Garten oder wühlt in den Beeten, und es gibt immer etwas instandzusetzen. Sehr liebevoll haben das zum Beispiel die Nachbarn gemacht, zu deren Sommerhauseinweihung im Juli das ganze Dorf eingeladen wurde – schöne Fotos (und netten dänischen Text) gibt es auf ihrem Sommerhausblog.

Da ich mich ja fleißig in Dänemark integriere, habe auch ich die letzten Wochen in meiner Sommerresidenz verbracht. Idyllisch mit Blick auf Feld und Wald, hübsch dekoriert mit Blumenbildern und angenehm pflegeleicht – das Einzelzimmer auf dem Bakkegaard, in dem meine Geschichte auf Møn begann. Knappe acht Quadratmeter mit lauschiger Dachschräge boten Platz für ein Bett, einen Schreibtisch, ein Fenster mit Ausblick, einen schmalen Schrank, ein Waschbecken und allerhand Krimskramsbehälter. Ich habe noch immer viel zu viel Zeug! Davon abgesehen, war das Wohnen aber entspannt: Staubsaugen lohnte kaum, alles war immer griffbereit, vom Bett aus konnte ich die Kaffeemaschine und den Computer anschalten. Und morgens wurde ich vom Duft frisch gebackenen Brotes begrüßt – da kommt man nochmal lieber zum Küchendienst 🙂

Seit gestern wohne ich nun wieder in meiner Luxuswohnung einen Gebäudeflügel weiter (38 Quadratmeter, den Sommer über an Touristen vermietet). Statt glücklicher Gäste befasse ich mich ab jetzt hauptsächlich mit rätselhaften Romanfiguren, vom Bett zur Kaffeemaschine sind es über zehn Schritte, und sechs Meter Schreibtisch wollen ausgiebig abgestaubt werden. Es wird stiller werden auf Møn, im tiefen Winter wundert man sich, wenn einmal am Tag ein Auto am Haus vorbeifährt.

Im Frühjahr putzt sich die Insel dann langsam für die neue Saison heraus – ich freue mich schon!

Was Romanautoren von Rezeptionisten lernen können

Statt an meinem Buch weiterzuarbeiten, habe ich diesen Sommer viel Zeit damit verbracht, in der Pension Bakkegaard Møns Klint mitzuhelfen, in der ich wohne. Ich habe Hunderten Gästen die Wanderwege an den Kreidefelsen beschrieben; einigen, die sich mehr Zeit nahmen, auch die verschlungeneren Pfade zu Treibholzansammlungen, Orchideenwiesen oder alten Opfersteinen. Ich habe Teller und Gläser gespült, Bettzeug verfrachtet und Unkraut gejätet.

Es war teils anstrengend, meist erfreulich, und immer wieder lehrreich. Meine Mappe mit Zeugnissen und Diplomen ziert jetzt auch ein dänischer Lebensmittelhygieneschein; ich kann unsere Kasse mit 119 Tasten bedienen und mindestens die Hälfte von dem verstehen, was mir unsere vielen schwedischen Gäste in perlendem Singsang mitteilen wollen. Und ich habe vieles gelernt, das ich in den nächsten Monaten gut anwenden kann, wenn es wieder still auf der Insel wird und ich an meinem Schreibtisch sitze:

Du kannst nicht jedermanns Geschmack treffen.
Die Zimmer in unserer Pension sind sehr unterschiedlich gestaltet, jedes von einem anderen Künstler aus Møn. Jeder Künstler hatte die Freiheit, sein eigenes Universum abzubilden, und wie unterschiedlich die Ergebnisse sind, könnt ihr in dieser Bildergalerie begutachten. So mancher Raum, der bei dem einen Gast nur verhaltene Zustimmung findet, löst bei dem anderen Begeisterung aus und den Wunsch, nächstes Jahr genau HIER mehrere Tage zu verbringen. Ich finde das spannender als die stromlinienförmig gestalteten Hotels, die man auf der ganzen Welt finden kann. Wer erzählt schon seinen Freunden nach dem Urlaub, wie gleichmäßig beige das Schlafzimmer war?

Ich bin vorsichtiger geworden darin, Dinge zu verurteilen, wenn sie mir selbst nicht gefallen – sie können bei anderen genau ins Schwarze treffen. Und wenn mir beim Schreiben schräge Ideen kommen, werde ich sie nicht gleich ausmerzen, sondern fröhlich weiterwuchern lassen – es sei denn, ALLE Testleser reagieren verhalten und gar niemand kann etwas damit anfangen 🙂

Nimm dir Zeit zu erzählen.
In meinen ersten Tagen als Rezeptionistin dachte ich, ich sollte die Ankommenden nicht lange aufhalten. Erklärung der Essenszeiten, Herumführen in der Pension, Wander- und Ausflugstipps – alles möglichst in drei Minuten, damit unsere Gäste schnell ihren Urlaub genießen konnten. Inzwischen weiß ich: Die Begrüßung ist Teil des Urlaubs, kann Spaß machen und ruhig etwas länger dauern. Es steigert die Urlaubsfreude noch mal, wenn man nach dem Panorama-Ausblick vom Speiseraum auch noch die Leseecke im hintersten Wohnzimmer gezeigt bekommt. Über die 497 Treppenstufen bis zum Kreidefelsenstrand kann man lachen, wenn man erfährt, dass man die Nachbartreppe hinauf NUR ca. 480 Stufen überwinden muss. Und wenn ich nebenbei mitbekomme, welche besonderen Interessen die Besucher haben, kann ich ihnen auch speziellere Tipps geben (Treibholz, Orchideen, Opfersteine).

Ich glaube, ich bin ruhiger geworden, auch in hektischen Situationen – denen man auf diese Weise viel von ihrer Hektik nehmen kann. In meinen Texten will ich mir Zeit nehmen, Situationen auszumalen und die Leser ganz in meine Welten hineinzunehmen. Das ist Teil des Erlebnisses, dafür sind sie gekommen. Und im Gegensatz zu meiner journalistischen Arbeit, wo ich möglichst viele Fakten in möglichst wenig Zeilen pressen musste, habe ich ja jetzt Hunderte Romanseiten Platz (oder die unendlichen Weiten des Internets). Solange die Leser nicht abspringen … danke, dass du noch da bist 🙂

Es muss nicht alles gleichzeitig perfekt sein.
Zwei Spanierinnen möchten ein Zimmer, eine Gruppe Dänen Kaffee und Kuchen im Innenhof. Zwei Deutsche, die morgen mit dem Bus weiterwollen, fragen nach dem Fahrplan. Die Kinderspielküche ist über den Fernsehraum verstreut und du hast vergessen, den Getränkekühlschrank aufzufüllen. Da klingelt das Telefon …
Durchatmen.
Die Leute haben Urlaub und sind entspannt.
Es muss nicht alles gleichzeitig perfekt sein.
Der Ausblick aufs Meer, das herrliche Wetter, der Besuch an den Kreidefelsen haben die Erwartungen der Gäste schon übertroffen. Der Tag ist schon jetzt ein Erfolg. Mit Erlaubnis der Spanierinnen kurz ans Telefon gehen, Kaffee aufsetzen und den Dänen erstmal kühles Wasser bringen. Sich Zeit für die Spanierinnen nehmen, die Dänen mit Kaffee und Kuchen versorgen. Zwei holen sich ein Lakritzbier, die Himbeerbrause hat noch niemand vermisst, jetzt kannst du in Ruhe den Kühlschrank auffüllen. Dann fallen dir die Bustouristen wieder ein – die unterhalten sich blendend mit den Spanierinnen und verabreden gerade, gemeinsam in deren Auto weiterzufahren. Am Abend siehst du nur lächelnde Gesichter – und das Fernsehzimmer hat niemand gebraucht.

Auch in einem Text muss nicht alles gleichzeitig perfekt sein. Natürlich, man gibt sein Bestes, will den Nobelpreis gewinnen, oder wenigstens eine Ausschreibung. Aber irgendwann ist der Tag auch rum und die Geschichte muss fertig sein. Ein packender Einstieg, eine lebensechte Hauptfigur, ein spannender Höhepunkt – das wird in Erinnerung bleiben. Im achten und neunten Absatz wiederholt sich ein Wort? Eine unbedeutende Nebenhandlung ist nicht sauber zum Abschluss gebracht? Kein Grund, das Werk noch zwei Jahre in der Schublade zu lassen und immer unsicherer zu werden, bis man es überhaupt nicht mehr veröffentlicht. Wenn du einen zündenden Plot hast und ein paar fesselnde Figuren – schreib drauflos, Details klären sich beim Schreiben oft von selbst. Lektorieren, Überarbeiten, Korrigieren – klar. Aber dann ist irgendwann auch gut. Es wird nie perfekt, und das muss es auch gar nicht sein.

Drückt mir die Daumen, dass ich diese Erkenntnisse am Schreibtisch auch umsetze 🙂

Welche Erfahrungen aus dem echten Leben haben euch bei kreativen Projekten weitergeholfen?

Umfrage: Eine Stunde oder ewig?

Juhu – ich habe eine Idee für ein neues Buch. (Habe ja höchstens zehn angefangene auf der Festplatte.) Diesmal, liebe Blogleserin, lieber Leser, hätte ich gern deine Hilfe! Denn auch Fantasy und Science-Fiction werden durch Recherche besser.

Also … Folgendes: Ein ganz normaler Tag in deinem Leben, du sitzt am Frühstückstisch. Plötzlich schwebt ein riesiges Raumschiff über der Welt.

Das Raumschiff öffnet sich. Überzeugende Außerirdische bauen sich vor der Menschheit auf und fragen jeden einzeln:

Willst du noch eine Stunde leben – oder ewig?

Alle werden gleichzeitig gefragt. Jeder bekommt zwei Minuten Bedenkzeit. Für Kinder unter sechs entscheiden die Erziehungsberechtigten. Wer ewig leben will, dessen Alter wird eingefroren, und er kann auch nicht mehr durch Gewalteinwirkung sterben. Wer noch eine Stunde leben will, den lassen die Außerirdischen in Ruhe und dann stirbt er schnell und schmerzlos.

Halt, du bist noch nicht entlassen.

Warum würdest du so entscheiden?

Wenn du ewig leben willst: Wie stellst du dir dein weiteres Leben vor?

Wenn du das nicht willst: Was machst du in deiner letzten Stunde?

Bitte klicke unter der Blogeintrag-Überschrift auf (x) Kommentare, scrolle ganz nach unten bis zum Kommentarfeld, und tobe dich aus! Ich freue mich auf viele Ideen und werde deine Gedanken gnadenlos ausschlachten 😉

Zum Dank baue ich deinen Namen gern in das Buch ein … oder dein Haustier … oder deinen Lieblingsort … schreib mir einfach, wenn du so etwas möchtest 🙂

Inspirierte Grüße von Carmen

 

 

Schreibcamp bei Demetria

Demetria Cornfield Schreibcamp 016Lange Zeit dachte ich, man braucht eine einsame Insel, zwei Jahre Auszeit und sechs Meter Schreibtisch, um als Schriftstellerin produktiv zu sein.

Nun weiß ich: Es geht auch in einem quirligen Haushalt, mit einem fordernden Teilzeitjob und einem Schreibtisch in der Schlafzimmerecke.

Nicht bei mir, aber bei manchen 😉

Ich bin zu Besuch bei meiner Freundin Demetria Cornfield, deren Output mich immer wieder begeistert. An Halloween 2014 erschien ihr erster Roman, „Der Wächter des Sternensees“, zu Beltane (Mai) 2015 ihre Kurzgeschichtensammlung „Ganom“. Zurzeit arbeitet sie am nächsten Roman, „Die Könige von Edom“, der – wenn sie weiterhin so fleißig ist – vielleicht an Weihnachten zu lesen ist. Ich bin gespannt und freue mich, auf der Heimreise im Zug die ersten Kapitel zu lektorieren. Die Einstiegssätze darf ich schon heute veröffentlichen:

Wie Edelsteine leuchteten die Sphären des Allmächtigen und der blaue Engel saugte mit allen Sinnen ihre Schönheit ein. Zehn Welten, in perfekter Harmonie angeordnet, gekrönt vom absoluten Sein des Einen, dessen Strahlen jede einzelne Welt über zweiundzwanzig Pfade mit allen anderen verbanden. Ein leichter Flügelschlag brachte ihn der Sphäre näher, die direkt unter der des unendlichen Lichtes angeordnet war und die erste der drei Welten der Mittelachse darstellte. Von dort aus blickte er auf die gelbe Sonne der neuen Schöpfung, die sich in einer Linie mit der astralen Welt befand.
»Menschen«, flüsterte hinter ihm eine Stimme und er wandte den Kopf.

Wie ihr seht, taucht man bei Demetria vollkommen in andere Welten ein. Sie hat sich jahrelang mit den Schwarzen Künsten, mit Religion und Fantasy beschäftigt. Ihre Bücher sind nicht nur spannend, lustig und anschaulich geschrieben, sondern haben dadurch eine Tiefe, die mich sehr beeindruckt hat. Ihre Wohnung – in der sie auch schreibt, malt und meditiert – bietet überall Stoff für Gespräche:

Gemeinsam haben wir Ideen für eine neue Geschichtensammlung entwickelt und die kommenden Untaten ihrer Protagonisten genüsslich ausgebreitet. Da geht es ihr wie mir – die Figuren machen eh, was sie wollen, die Schreiberin muss nur gut hinhören und schnell genug mitschreiben … Wir haben nebeneinander in die Tasten gehauen und zwischendrin gelungene Textbeispiele angehört. Und wenn alles gutgeht, kommt sie mich im Winter wieder auf Møn besuchen … ein großer Schreibtisch, Ruhe und Abgeschiedenheit locken 🙂

Sechs Meter Schreibtisch

Seit meiner Grundschulzeit litt ich unter vollkommen unzureichenden Arbeitsflächen. Auf höchstens anderthalb Metern drängten sich Bildschirm und Telefon (Grundschule: Tuschkasten und Malbücher), Papiere und Tassen, stumpfe Bleistife und anzunähende Knöpfe. Nur der Drucker war immer weit weg. Egal was für großzügige Wellenfotos ich als PC-Hintergrundbilder wählte, meine Gedanken waren eingezwängt.

Nun wird alles anders. Ich habe mir einen weiteren Traum verwirklicht:

Sechs! Meter! Schreibtisch!!!

Platz zum Schreiben, Platz zum Stapeln, Platz zum Denken … und es fällt nicht mal auf, wenn man dabei die Füße hochlegt.

Vorher waren mehrere Wochen Tüfteln und Heimwerken angesagt.

 

Gute Teamarbeit: Uffe schleppte, sägte und stemmte. Ich maß, entwarf und plante. Das Holz trug schöne Details bei.

 

Nachdem Uffe ein Dutzend Bauteile nach Maß gesägt hatte, war ich wieder dran.

 

 

Dann kam endlich der Tag des Einbaus!

 

(Vierkantholz? Unglaublich, was man auf seine alten Tage alles lernt, nur um nicht weiter an seinem Roman schreiben zu müssen 😉 … Danke für den Tipp, Ingo!)

 

 

Der Beginn des Johannes-Evangeliums:

En archē ēn ho Lógos – Im Anfang war das Wort.

Und am Ende war die Signatur:

 

Nach nur vier abschließenden Schleif- und Lackierdurchgängen und geringfügigen weiteren Dekoarbeiten … sieht mein Arbeitsplatz jetzt so aus!

Schreibwerkstatt Møn 8 letzter Schliff 1

Die Betonung liegt dabei auf „jetzt“: Dieses Bild ist der Zustand im Juni, Juli und August, wo meine Schreibwerkstatt samt Schlafzimmer von Gästen der Pension Bakkegaard Møns Klint gemietet werden kann. Ich hoffe, dass einige von ihnen Lust bekommen, eigene Schreibideen zu verwirklichen – mit der alten Schreibmaschine kann man gleich loslegen.

In den anderen neun Monaten des Jahres ist dies meine Arbeitsfläche. Sechs Meter an der Außenkante – OK, „nur“ ca. vier an der Innenkante – bieten Platz für Bildschirm und Telefon, Papiere und Tassen, stumpfe Bleistife und anzunähende Knöpfe. Und für Tuschkasten und Malbücher, Nähmaschine oder womit ich mich sonst grad vom Schreiben ablenken will. Und der Drucker steht immer in Reichweite.

Wie sieht euer Traum-Arbeitsplatz aus?

Carmen lernt wieder lachen

Im Januar habe ich am Schreibwettbewerb „Die Kunst der Einfachheit“ teilgenommen. Das Thema war frei wählbar, doch sollte die Geschichte in Leichter Sprache verfasst sein. Klare Sätze, allgemein verständliche Wörter, nicht zu viele Ideen in einem Absatz, so dass die Texte auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten u. Ä. geeignet sind. Mehr über die Hintergründe findet ihr in meinem Blogeintrag vom 31.1., mehr über Leichte Sprache zum Beispiel hier: www.leichtesprache.org.

741 Texte wurden eingereicht. Die schlechte Nachricht: Meine Geschichte ist nicht in die Endauswahl gekommen. Die guten Nachrichten: Ich habe viel dabei gelernt – und ihr könnt meine Geschichte jetzt sofort online lesen.

Sie beruht auf einer wahren Begebenheit, die ich im März schon in „schwerer Sprache“ beschrieben habe: Wie ich nach Møn kam, um zu schreiben.

Ich widme diese Geschichte meinem Vater, der heute 72 Jahre alt geworden wäre.

 

Carmen lernt wieder lachen

Carmen steht oben an der Treppe.
Sie weint.

Die Treppe ist sehr lang.
Sie führt durch einen Wald.
Sie führt nach unten zum Strand.

Carmen will gerne zum Strand.
Alle sagen:
Dieser Strand ist wirklich schön.

Aber der Fuß von Carmen tut weh.
Sie geht an Krücken.

Sie will den Strand trotzdem sehen.
Sie muss die Treppe runter.

Die Treppe ist sehr lang.
Carmen geht und geht.
Ihr Fuß tut weh.
Sie macht eine Pause.

Carmen sieht nach unten.
Viele Menschen gehen auf der Treppe.
Sie haben gesunde Füße.
Sie gehen schnell.
Sie lachen.

Carmen denkt:
Ich schaffe das nicht.
Aber sie nimmt ihre Krücken.
Sie geht weiter.
Die Treppe ist wirklich sehr lang.
Carmen geht und geht.
Sie macht noch eine Pause.
Sie sieht nach unten.
Sie sieht keinen Strand.

Carmen weint.
Ihr Fuß tut weh.
Gehen ist zu schwer für sie.

Leben ist zu schwer für sie.
Der Papa von Carmen ist tot.
Das tut sehr weh.
Noch mehr als der Fuß.

Carmen weint weiter.
Sie will auch tot sein.
Sie macht ganz lange Pause.
Sie sieht nach unten.
Sie will nicht mehr gehen.

Da hört sie etwas Schönes:
Ein Vogel pfeift im Wald.
Carmen sieht nach oben.

Der Wald ist groß.
Die Sonne scheint.
Die Bäume leuchten grün.
Der Boden ist ganz weiß.
Dieser Wald ist wirklich schön.

Der Vogel pfeift wieder.
Der Papa von Carmen konnte auch gut pfeifen.
Der Vogel fliegt weg.
Carmen denkt:
Der Vogel fliegt zum Strand.
Carmen nimmt ihre Krücken.
Sie geht weiter.

Die Treppe ist immer noch lang.
Carmen geht und geht.
Sie macht viele Pausen.
Sie sieht nicht nach unten.

Sie sieht auf den Wald.
Der Wald ist schön.
Der Vogel ist weg.
Aber Carmen hört jetzt die Wellen.

Die Treppe ist zu Ende.
Carmen kommt zum Strand.
Sie setzt sich auf einen großen Stein.
Sie freut sich ein bisschen.
Sie hat es geschafft.
Der Wald war schön.

Aber der Fuß von Carmen tut weh.
Ihr Papa ist tot.
Carmen weint schon wieder.
Sie will auch tot sein.
Sie sieht nach unten.

Viele Menschen kommen.
Alle wollen den schönen Strand sehen.
Carmen sieht ein Kind.
Es spielt mit seinem Papa.
Der Papa sagt zu dem Kind:
Ich habe dich lieb!
Carmen sitzt auf dem großen Stein.
Sie ist kein Kind mehr.
Aber der Papa von Carmen hatte sie lieb.
Er hat ihr viel geholfen.
Er hat mit ihr gesungen.
Er konnte gut pfeifen.
Carmen hat viel gelacht.

Jetzt ist alles anders.
Ihr Papa ist tot.
Carmen hat viel geweint.
Sie kann nicht mehr lachen.

Carmen denkt:
Papa darf nicht tot sein.
Er soll immer da sein.

Alle sollen immer leben.
Alles soll immer gleich bleiben.
Nichts darf anders werden.

Ich verbiete es.
Ich mache nicht mehr mit.

Carmen sitzt auf dem großen Stein.
Sie sieht nach unten.
Sie weint.

Das Kind kommt zu ihr.
Das Kind sagt zu Carmen:
Du musst doch nicht weinen!
Guck mal, da!
Der Strand ist schön!

Carmen sieht nach oben.
Der Strand ist sehr groß.
Schwarze Steine liegen am Boden.

Die Sonne scheint.
Die Steine glänzen.
Das ist schön.

Eine Welle rollt über die Steine.
Die Welle rollt wieder weg.
Die Steine glänzen noch mehr.
Auch das ist schön.

Eine Wolke kommt vor die Sonne.
Die Steine sind jetzt grau.
Carmen findet:
Auch das ist schön.

Der Strand ist immer anders.
Mal schwarz, mal glänzend, mal grau.
Er bleibt nie gleich.
Und das ist das Schönste.

Carmen sieht auch weiße Steine.
Ein paar weiße Steine sind sehr groß.
Sie leuchten in der Sonne.

Carmen fasst die weißen Steine an.
Sie sind nass.
Carmens Hand wird weiß.

Sie merkt:
Die weißen Steine sind aus Kreide.

Die Kreide-Steine sind weich.
Das Kind bricht ein Stück davon ab.
Es malt mit der Kreide.
Es malt ein Gesicht auf den schwarzen Strand.
Dann ist das Kreide-Stück nicht mehr da.
Aber das Gesicht lacht.

Carmen freut sich.
Sie denkt:
Das Kreide-Stück ist nicht mehr da.
Aber etwas Neues ist an den Strand gekommen.
Ein lachendes Gesicht.

Papa ist nicht mehr da.
Wie das Kreide-Stück.
Aber ich bin da.
Und ich lache jetzt auch.
Wie das Gesicht aus Kreide.

Ein kleiner Stein fällt aus der Luft.
Carmen sieht nach oben.
Sie staunt:
Ein großer Felsen steht hinter ihr!

Der Felsen ist hoch wie der Himmel.
Er glänzt in der Sonne.
Er ist weiß wie die Wolken.
Er ist ganz aus Kreide.

Manche Teile vom Felsen sind rund.
Manche Teile vom Felsen sind spitz.
Es gibt Löcher und Zacken.
Der Felsen ist schön wie eine Krone.
Wie eine Krone aus Kreide.
Noch ein kleiner Stein fällt aus der Luft.
Carmen sieht:
Der Stein ist aus Kreide.
Der Stein ist vom Felsen abgebrochen.

Weiße Steine liegen überall am Strand.
Sie sind alle vom Felsen abgebrochen.
Der Felsen hat Löcher und Zacken.
Der Felsen ist schön wie eine Krone.
Weil Steine abbrechen.

Der Felsen bleibt nie gleich.
Viele Stücke brechen ab.
Viele Stücke sind nicht mehr da.
Aber etwas Neues ist gekommen.
Der Felsen sieht jetzt aus wie eine Krone.
Das ist schön.

Carmen denkt:
Dinge dürfen anders werden.
Neue schöne Dinge kommen.

Papa ist tot.
Das ist traurig.
Alles ist jetzt anders.
Aber ich verbiete es nicht mehr.
Ich mache wieder mit.
Neue schöne Dinge kommen.

Carmen sieht nach oben.
Bäume wachsen auf dem Felsen.
Das ist der schöne Wald.
In dem Wald ist die lange Treppe.
Die Treppe ist so hoch wie der Felsen.
Carmen geht nach oben.
Ihr Fuß tut nicht mehr weh.
Sie freut sich auf ihr neues Leben.
Der Vogel pfeift.
Und Carmen lacht.

—————————————————————————————————-

Woher kommt diese Geschichte?

Carmen Wedeland hat diese Geschichte geschrieben.
Carmen Wedeland wohnt auf einer Insel.
Die Insel heißt Møn.

Die Insel hat einen schönen Wald.
Und einen großen Strand.
Und Felsen aus Kreide.
Wie eine Krone.

Carmen geht oft zu den Kreide-Felsen.
Die Treppe ist lang.
Aber Carmen weint nicht mehr.
Sie lacht.

 

 

Wie die Welt für mich aussieht

Es ist nicht meine Schuld, dass mein Roman ein Knäuel von 30 Handlungssträngen ist und meine Kurzgeschichtensammlung aus einem Dutzend Notizdateien besteht. Überall springen mich seltsame Ideen an … Figuren, Geschehnisse, Stimmungen … selbst wenn ich nur friedlich auf meiner einsamen Insel herumlaufe.

Sieht die Welt für euch auch so aus?